Unterm Strich

Die Pop-Topmeldung des Tages im Vorfeld (wie man so sagt) des totalen Beatles-Hypes findet sich heute auf der Wahrheit („Michael Jackson und Sony Corp. vermarkten ,Beatles‘-Songs“, Priorität 3), leichtfertig weggeben an den Kollegen („Mach du nur, mach du nur“), und plötzlich hockt man dann selber auf: „Turm der romanischen Kirche in Döbbersen soll neue Spitze erhalten“ (Priorität 4) und „Verbraucherzentrale kritisiert ,rüde Klauseln‘ bei Konzerten“ (auch Priorität 4). Vorenthalten werden soll Ihnen aber nicht, daß es am Mittwoch abend im Münchner Nationaltheater bei einer Routinevorführung von Bizets „Carmen“ zu einem ungeahnt dramatischen Zwischenfall kam. Bei der Schlußszene verletzte der verschmähte Liebhaber Don José (Neil Shicoff) die Carmen-Darstellerin Elena Zaremba mit einem Messer am Arm. Die nach Angaben der herbeigerufenen Feuerwehr stark blutende Zaremba wurde zunächst vom Theaterarzt (so was gibt's?) versorgt und direkt im Anschluß im Klinikum rechts der Isar genäht. Die Rekonstruktion des Tathergangs durch eine bekannte deutsche Presseagentur ergab in etwa folgendes: Don José Shicoff drehte zwar bei seiner Attacke, wie in der Oper üblich, kurz vor dem finalen Stich das Messer um, berührte die Zaremba aber mit einer falschen Bewegung am Arm. Das Messer ist, wie eine Opernsprecherin versicherte, zwar feststehend, die Klinge aber stumpf.

Ich weiß nit, alles atmet heute irgendwie Erotik. „Äpfel auf Straßen“ heißt die Erzählung, die der 30jährigen litauischen Schriftstellerin Stefanie Menzinger den ersten „Gratwanderpreis für erotische Kurzgeschichten“ eingebracht hat (20.000 Eier, harhar). Die Jury, die für Menzinger votete, bestand aus durchdiebank topsexy Leuten, nämlich Bodo „Body Building“ Kirchhoff, Siegfried Unseld, Eva Demski und andere. Ganze 1.034 Profis und Laien schickten ihre stillen Blätter ein. Zweiter bei der vom Playboy gesponserten Ausscheidung wurde der Frankfurter Theaterkritiker und Autor Andres Müry (6.000 Mark), Dritte die gute alte Doris Dörrie (4.000 Mark). Die Entscheidung fiel in einem Ort namens Aschau im Chiemgau.

Zwei Konzerte der um das stark behaarte proletarische Brüderpaar Noel und Liam Gallagher herumkonstruierten Britrocker Oasis (wir berichteten) sind in London fälschlicherweise für Erdbeben gehalten worden. Dutzende besorgter AnwohnerInnen der Stadtteile Chelsea und Kensington sollen bei der Polizei und bei Seismologen angerufen haben, weil bei ihnen zu Hause furchterregende Vibrationen Kerzenleuchter und andere Gegenstände, darunter zerbrechliche, umfallen ließen. Am Samstag sollen sogar mehrere Leute angerufen haben, bei denen das ganze Haus wackelte. Und das sollen wir glauben? Bestimmt steckt wieder die Mediaabteilung von Oasis dahinter. Oder der Fanklub.