Die Suche nach den eiskalten Planeten

■ Mit einem Infrarotsatelliten sollte ein neues Fenster zum Weltall geöffnet werden

Mit dem 80. Start einer Ariane- IV-Rakete wollten die Europäer eigentlich die Spitzenposition übernehmen auf dem Gebiet der Infrarot-Astronomie. Ein Kurzschluß im Computer ist schuld daran, daß daraus vorerst nichts wird. Der für Samstag früh anvisierte Raketenstart in Kourou in Französisch-Guayana, mit dem die Erforschung des sogenannten kalten Weltraums in Angriff genommen werden sollte, mußte von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) für mindesten zehn Tage verschoben werden. Die Beiladung von Ariane IV, ein etwa eine Milliarde Mark teurer Satellit, enthält ein Infrarot-Teleskop, mit dem Himmelskörper untersucht werden sollten, die eine sehr niedrige Temperatur haben und kein sichtbares Licht ausstrahlen. Mit ihm ist es möglich, durch Staubwolken hindurchzusehen, die große Teile des Universums verschleiern.

„Kalte“ Himmelskörper können, so erläuterten die beiden Professoren Dietrich Lemke und Hans Elsässer vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, von der Erde aus nur von sehr schmalen „Fenstern“ aus aufgespürt und erforscht werden. In Höhen über zehntausend Metern aber eröffnet sich den Astronomen ein wesentlich größeres Spektrum zur Erforschung dieser Objekte, die nicht nur kein sichtbares Licht abstrahlen, sondern auch keine Radio- oder Röntgenstrahlung aussenden. Gemessen an irdischen Verhältnissen, haben diese Himmelskörper sehr niedrige Temperaturen – unterhalb von minus 27 Grad Celcius. Sie hinterlassen jedoch deutliche Infrarot-Spuren, und diese können von den vier Infrarotkameras des Satelliten aufgespürt werden. Das Infrared Space Observatory (ISO) kann auch schwächste Infrarot-Signale nachweisen, die in der Frühzeit des Universums entstanden sind.

Neben der Frage der Entstehung des Weltraumes möchten die Forscher auch wissen: „Was hält die Zentren von Galaxien in Bewegung, und wie entstehen überhaupt Sterne?“ Drei zentrale Fragen, die die extraterrestrischen Wissenschaftler seit vielen Forschergenerationen schon beschäftigen. Nach dem abgebrochenen Countdown in Kourou werden die Astronomen auf Antworten noch weiter warten müssen. Roberto Hohrein