Das Portrait
: Die graue Eminenz

■ Corneliu Coposu

Unbequem und unbeugsam blieb er bis zuletzt: Corneliu Coposu, antikommunistischer Widerstandskämpfer und graue Eminenz der rumänischen Opposition, ist am Samstag in Bukarest gestorben. 1912 wurde Coposu geboren. Nach einem Jura- Studium engagierte er sich in der Bauernpartei. Als die Kommunisten 1947 in Rumänien die Macht übernahmen, wurde Coposu verhaftet. 17 Jahre verbrachte er im Gefängnis, bevor man ihn 1964 im Zuge einer Amnestie freiließ. Seine Frau starb nach 14 Jahren Haft im Gefängnis. Nur seine vom Trainig als Gewichtheber herrührende kräftige Statur habe ihm damals das Überleben während acht Jahren Einzelhaft ermöglicht, berichtete Coposu unlängst in einem Gespräch. Nach der Entlassung schlug sich Coposu als Arbeiter durch. Ständig war er dem Druck der Securitate ausgesetzt und mußte Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Trotzdem gelang es ihm, den Kern einer Bauernpartei aufrechtzuerhalten.

Als nach dem Sturz Ceaușescus 1990 die „Front der nationalen Rettung“ an die Macht kam, saß Coposu schon in den Startlöchern. Sein Engagement für die Landbevölkerung, verbunden mit der Forderung nach sofortiger Privatisierung der Landwirtschaft, machte den Vorsitzenden der neugegründeten Bauernpartei schnell zu einem bevorzugten Feind der Neokommunisten in der Front.

Opposition bis zuletzt: Corneliu Coposu Foto: taz-Archiv

Coposu wurde bedroht und aufgefordert, ins Ausland abzuhauen oder sich „ins Irrenhaus einweisen“ zu lassen. Doch davon ließ sich der Christdemokrat nicht beirren. Auch nicht, als Bergarbeiter aus dem Schil-Tal, die Staatspräsident Illiescu zur Niederschlagung von Protesten nach Bukarest befohlen hatte, ihn verschleppten und mißhandelten.

Nach den Wahlen von 1992, bei denen die zur Partei der Sozialen Demokratie (PDSR) gewandelte Front die meisten Mandate erhalten hatte, lehnte Coposu das Angebot einer großen Koalition ab. Er ließ sich aber im gleichen Jahr in die zweite Kammer des rumänischen Parlaments, den Senat, wählen. Besonders für die Verwirklichung eines Zieles stritt Coposu bis zum Schluß: Die Wiederherstellung Großrumäniens. „Die Existenz einer unabhängigen Republik Moldawien ist ein Anachronismus“, sagte er auf einem Nationalkonvent für die Wiedervereinigung Rumäniens. Jetzt müsse schnell gehandelt werden. Er wußte wohl, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Barbara Oertel