Der Comic zum Kult

■ Pröpwurst und Blutgrätsche: Guido Schröter veröffentlicht seinen zweiten St. Pauli-Comic über Millern- und andere Tore Von Erol Caner

Hier ist es nun also, das zweite Werk von Guido Schröter, dem Hof-Cartoonisten des FC St. Pauli. Nachdem im vergangenen Jahr unter dem Titel „Voll Drauf“ die erste Sammlung seiner „Pauli-Comix“ erschienen ist, hat Schröter nun wieder eine Auswahl seiner besten Strips aus den St. Pauli-Fanzines Übersteiger und Unhaltbar in einem Heft zusammengestellt. Aber auch bisher unveröffentlichtes Material ist mit dabei.

In seinem zweiten Band mit dem programmatischen Titel „Blutgrätsche“ werden auf 56 Seiten die Mannschaft, Trainer Uli Maslo und auch die Fans des FC St. Pauli – liebevoll – aufs Korn genommen. Auch einige ehemalige Helden, wie Ex-Trainer und Rhetorik-Jongleur Seppo das Wort Eichkorn oder Torwartlegende Super-Volker Ippig kann man noch einmal in Schröters Comic treffen.

Selbstverständlich werden auch die Stars der Branche nicht von Schröter verschont: Dortmunds Weichei Andy Möller, Dampfplauderer „Loddar Matthäus“ oder Blondschopf Jürgen Klinsmann dienen aber nur als Prügelknaben und werden von Eisen-Dieter Schlindwein und seinen Kameraden reihenweise krankenhausreif gegrätscht.

So ist Dieter Schlindwein auch eine besonders gern gezeichnete Figur in Schröters Comic-Strips. Nicht unbedingt, weil er so beliebt ist, aber Schlindi verkörpert wie kein zweiter den Typus Schurke, der die hochbezahlten Stars der Bundesliga nach Herzenslust malträtiert und dafür noch den Applaus des Millerntor-Publikums erntet.

Genauso witzig wie die Pointen sind oftmals die Details, wie die Bandenwerbung im Comic-Stadion oder die Schriftzüge auf den Trikots der knollnasigen Pauli-Fußballer. In Anspielung auf den Wurstfabrikanten auf den St. Pauli-Jerseys erhält ein jeder Spieler seine persönliche Trikotwerbung und läuft dann mit dem Schriftzug „Pröpwurst“ oder „Wursting“ über das Comic-Spielfeld.

Guido Schröter ist ein Comic gelungen, der gerade in der Vorweihnachtszeit – ein gut gewählter Zeitpunkt, Guido – reißenden Absatz finden und an Heiligabend unter vielen Christbäumen liegen wird. Allerdings muß man die Einschränkung machen, daß „Blutgrätsche“ nur für wirklich eingefleischte St. Pauli-Fans zu empfehlen ist. Allen anderen Leuten dürfte es ganz einfach am nötigen fachlichen Hintergrundwissen mangeln, um viele Cartoons überhaupt verstehen zu können.

Guido Schröter, „Blutgrätsche“, 56 Seiten, Eichborn Verlag, 16,80 Mark