Attentat mit Katzenhaaren

■ Ein Kortisonabhängiger auf lustiger Verbrecherjagd: Gunter Gerlach hat seinen zweiten Allergikerkrimi geschrieben

Bartzsch – „wie der Kindermörder, nur mit z“ – ist von Herzen Zyniker, leidet unter Blütenstaub, Bratfett, Erdbeeren, Tomaten, Tierhaaren, Waschmittel, Kunst- und Konservierungsstoffen und außerdem auch noch unter der Fürsorge seiner Freundin. Bartzsch, der Held in Gunter Gerlachs neuem Krimi Katzenhaar und Blütenstaub, ist Allergiker. Auch interessant: Zu Einbrüchen und dem gestohlenen Geld hat der kortisonabhängige Frührentner und leidenschaftliche Detektiv gleich eine Verschwörungstheorie parat. Dafür klingt aber die Idee mit der Leiche in Nachbars Garten nicht neu, doch so kommt Bartzschs Freund ins Spiel – und dessen Perspektive und trockener Ton machen die Geschichte endgültig zum Genuß.

Gunter Gerlach hat das kuriose Team aus Bartzsch und Freund mit einer guten Portion Selbstironie ausgestattet und sorgt für witzige Dialoge. Sensationsfotos aus hehren Absichten, wenn nötig gestellt, sichern den Lebensunterhalt des Freundes, dank Bartzsch kommt er vor der Polizei zum Tatort. Zwischen ihnen rauschen die Analysen, sprühen die Zitate, in Sprücheklopferei kippt das nie ab. Trotzdem tappen die beiden zunächst im dunkeln. Und nach einem Attentat mit Katzenhaar auf seine Lunge spürt der Asthmatiker Bartzsch, daß irgend jemand glaubt, er selbst habe das Geld.

Nun ist das Team noch gar nicht komplett, eine wenig würzige Liebesgeschichte verzwickt den Fall. Mit Volvo, Automechanikerin und ein bißchen Power-Frau, wird die Spannung bis zum Finale uneingeschränkt gehalten. Das meiste bleibt unklar, sogar die vermutete Verbrecherorganisation läßt sich einfach nicht ausfindig machen – das hat seinen Grund, der hier allerdings nicht verraten sei. Bald geht es nicht allein ums Geld; Ein wenig seicht kommt Medienkritik auf, und so ganz nebenbei werden noch zwei Karrieristen bloßgestellt. Wie? Leider zu einfach: Gunter Gerlach dreht ein altes Klischee um, fertig. Diesmal macht der Mann übers Bett Karriere – mit vollem (Ein-) Verständnis seiner Frau allerdings.

Trotz allerlei Verstrickungen naht zügig ein dann auch noch unerwartetes Ende. Aus guten Gründen selbst nicht scharf auf die Polizei, kommen die amateurhaften, aber einfallsreichen Detektive tatsächlich ohne aus. Viel Glück im Unglück für die Langfinger. Gegen Ende ist das Geld wieder da und der Finderlohn gleich abgezogen. Rätsel gelöst, Fall erledigt? Nicht ganz: Beim Finderlohn eher bescheiden, zocken die Detektive nun noch dreist ihren Auftraggeber ab. Voilá! Ein Krimi der besonderen Art. Ralf E. Werner

Gunter Gerlach: Katzenhaar und Blütenstaub, Rotbuch Verlag, 165 S., 16,90 Mark. Im Literaturhaus, Schwanenwik 38, wird der Autor heute um 20 Uhr aus dem Krimi lesen.