Der Name der Hose

■ Neues vom schwulen und lesbischen Kino: Das Festival „Queerfilm“ becirct 3 Wochen lang die Bremer und Oldenburger

Die Frauenwelt liegt ihnen zu Füßen. Wo die Tänzerinnen der japanischen Takarazuka-Revuen auftauchen, da scharen sich die Teenies wie die Hausfrauen um sie: „Being near her is sheer joy“, seufzt eine Dame mittleren Alters ins Mikrofon. Ihre Leidenschaft gilt einem Revuegirl, das zumeist als glutvoller männlicher Liebhaber über die Bühne fegt. Der Kult um diese „Dream Girls“ ist demnächst in Bremen zu erleben – in Form einer Dokumentation auf dem Festival „Queerfilm“.

Kaum etwas in „Dream Girls“ weist vordergründig auf lesbische Liebe hin. Aber genau deswegen haben die VeranstalterInnen den Film ins Programm genommen. Anders als bei „schwul-lesbischen“ Filmfestivals der Vergangenheit, will sich die Bremer Gruppe „nicht auf klassische Coming-Out-Filme beschränken“. Wenn ab Donnerstag knapp drei Wochen lang 13 Filmprogramme auf Leinwänden in Oldenburg und Bremen laufen, dann sind auch Filme darunter, „in denen Schwulsein oder Lesbischsein eher eine Nebensache ist“, sagt Mit-Initiatorin Katrin Goralczyk. „Wir wollen kein Bildungsprogramm, keinen Nachhilfeunterricht liefern“, pflichtet ihr Christine Rüffert vom Kino 46 bei. Oberstes Gebot: „Gute Unterhaltung muß es sein.“

Da passen die Hollywood-Klassiker gut ins Programm, bei denen homoerotische Anspielungen zwar zu erahnen, aber doch unterschwellig eingebaut sind. In Nicholas Rays Western „Johnny Guitar“ von 1954 übernimmt Joan Crawford souverän die Hosen- und Heldenrolle. George Cukors „Die Frauen“ (1939) kommt ganz ohne Männer aus: „135 Frauen in 135 Minuten“, warb der Verleih; tatsächlich werden die verschiedensten Stadien weiblicher Haß- und Liebesbeziehungen hier durchkonjugiert.

Nach so guter Unterhaltung muß man in der heutigen Filmlandschaft freilich lange suchen. Die Hoffnung auf deutsche Produktionen kann man fast völlig abhaken, sagt Goralczyk: „'Mädchen in Uniform' war, glaube ich, das letzte in dieser Richtung, und der stammt aus den 30ern“. Und bei der schwulen Filmgemeinde muß immer noch Rosa von Praunheim als Vorzeigehomo herhalten.

Fündig wurde das Bremer Team eher in England und in den Staaten. Seit Hollywood sogar Oscars für Filme mit schwulen Helden verleiht („Philadelphia“), scheint das Tabu auf der Leinwand ziemlich abgebaut zu sein. Filme von, mit oder über Lesben aber bleiben Mangelware. Da Produktion und Vertrieb nach wie vor von Männern bestimmt seien, sagt Goralczyk, und Männer „eher das Geld haben“, bleiben lesbische Filme meist unter Verschluß. „Queerfilm“ will das ein bißchen ändern. Nicht nur während des Festivals: Einmal im Monat läuft „Queerfilm“ künftig als Filmreihe im Kino 46. tw

Do., 16.11., um 20.30 Uhr im Kino 46: „Grief“ (USA 1993); ab Freitag, 17.11., um 18 Uhr auch im Muwi in Oldenburg