„Meinen Status habe ich nicht mehr“

■ Zwei 58jährige Diplom-Ingenieure proben „gleitenden Ausstieg“

Es sind Exoten. Nur sehr wenige Beschäftigte erkämpfen sich die Möglichkeit, statt des Totalausstiegs auf Teilzeit zu wechseln und dann erst in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Dabei zählt die Liebe zum Job – finanziell rechnet sich diese Teilzeitarbeit kaum.

Helmut Schwarz (58) arbeitet als Diplom-Ingenieur bei Siemens in München, seit drei Jahren nur noch auf einer halben Stelle:

„Mit 55 Jahren wurden wir gefragt, ob wir ganz aufhören wollen oder vielleicht noch in Teilzeit ein paar Jahre weitermachen. So ganz freiwillig war das also nicht mit der Teilzeitarbeit. Die Alternative wäre damals wohl nur der vollständige Ausstieg gewesen. Vom Geld her hätte es nur wenig Unterschied gemacht: ich bekomme für meine zwei, drei Tage in der Woche 75 Prozent meines letzten vollen Gehalts. Wäre ich gleich ganz ausgestiegen, hätte ich mit Arbeitslosengeld und Firmenzuschuß nur 300 bis 400 Mark weniger gehabt. Ich will aber in der Entwicklung konstruktiv weiter mitarbeiten, die Technik noch nicht aufgeben. Allerdings mache ich nicht mehr genau das gleiche wie vorher.

Ich wurde als ältere Teilzeitkraft nicht mehr an der neuen Software geschult. Ich kann meine Daten also nicht mehr direkt in den Großrechner eingeben, sondern leiste hier Vorarbeiten für einen Konstrukteur, obwohl ich 33 Jahre in der Entwicklung tätig war. Dies finde ich etwas bedauerlich. Geblieben ist mir heute ein PC, an dem ich meine graphischen und textlichen Tagesaufgaben erledige.

Ich spiele oft „Feuerwehr“. Gibt es Schwierigkeiten, ein mechanisches Teil einzubauen, telefoniere ich mit dem Hersteller. Werden bei Messungen in Geräten Störstrahlen festgestellt, müssen wir nachbessern. Ich bin immer nur bis Mittwoch hier. Die Kollegen akzeptieren das. Sie grinsen manchmal, wenn ich schon am Mittwoch ein „schönes Wochenende“ wünsche. Im März 1996 höre ich auf, melde mich arbeitslos und gehe dann mit 60 Jahren in Rente.“

Helmut Zeeb (58 ) arbeitet als Diplom-Ingenieur beim Elektronikkonzern Hewlett Packard in Stuttgart, seit Anfang des Jahres nur noch auf einer halben Stelle:

„Wie in vielen Firmen herrscht auch bei uns der Druck, daß wir Arbeitskräfte abbauen müssen und daß jeder von den Älteren, wenn er auf die 60 zugeht, gefragt wird, ob er gehen will. Mir haben sie es angetragen, als ich 57 war; ich habe damals abgelehnt. Ein Jahr später kam die Firma wieder auf mich zu. Da habe ich gebeten, das schrittweise zu machen. Ich wollte mir allmählich andere Aktivitäten aufbauen. Ich habe heute eine Vielzahl von Hobbys, Haus- und Gartenarbeiten, bin im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) engagiert und reise viel mit meiner Lebensgefährtin.

Ich war lange als innerbetrieblicher Berater tätig, als „productivity manager“ in verschiedenen Entwicklungsabteilungen. Diese Aktivitäten wurden immer mehr in andere Abteilungen integriert. Am Ende hatte ich sehr verschiedene Tätigkeiten, habe sogar das Spendenprogramm des Unternehmens verwaltet. Meetings organisieren, Protokolle führen – diese Arbeiten kann ich gut auch auf einer halben Stelle erledigen.

Meinen alten formalen Status habe ich nicht mehr. Manchmal fühle ich mich schon als eine Art teilnehmender Beobachter. Für mich war es aber trotzdem wichtig, drin zu bleiben, denn ich würde gern freiberuflich als Berater tätig werden, für Hewlett Packard. Zum Ende des Jahres endet meine Teilzeitstelle. Ich melde mich dann erst mal arbeitslos, denn ob und wie lange die freiberufliche Tätigkeit funktioniert, ist ziemlich unsicher. Ich bin dann 59 Jahre alt, mit 60 Jahren könnte ich gegebenenfalls in Rente gehen.“