■ Die Queen ist nicht amüsiert
: Dianas Seifenoper

Dublin (taz) – Es war ein niederträchtiges Geburtstagsgeschenk, das Lady Di ihrem Ehemann gemacht hat: Während Charles, der Thronfolger, vorgestern in Berlin seinen 47. Geburtstag feierte, verkündete Diana in London, daß sie der BBC Anfang des Monats heimlich ein langes Interview gegeben habe. Am Montag abend wird es in der Sendung „Panorama“ der BBC ausgestrahlt.

Die Wirkung war so ähnlich, als hätte sie eine Zeitbombe in den Buckingham-Palast geworfen. Es ist üblich, daß Familienmitglieder die Königin informieren, bevor sie mit den Medien sprechen. Die Queen gehöre nicht zu den regelmäßigen „Panorama“-Zuschauerinnen, erklärte ihr Pressesprecher beleidigt und fügte hinzu: „Das Programm wurde auf Initiative der Prinzessin direkt mit der BBC arrangiert. Wir wurden erst am Dienstag früh informiert.“ Und das war noch obendrein der Hochzeitstag Elisabeths und Prinz Philips.

Um die Ehe geht es auch in Dianas erstem Interview. Zwar hält die BBC den Inhalt sogar vor dem „Panorama“-Produktionsteam geheim, doch in einer Presseerklärung heißt es, Diana spreche über „jeden Abschnitt ihres Lebens als Prinzessin von Wales, einschließlich Familie, Trennung von ihrem Ehemann und künftige Pläne“. In den Augen der Queen grenzt das an Hochverrat. Ein Palastsprecher: „So behandelt man die Königin niemals. Ich wiederhole: niemals.“

Bei Prinz Charles habe die Nachricht vom Interview einen Schock ausgelöst, sagte einer seiner Berater auf der Deutschlandreise. Ein anderer bezeichnete Diana als „bösartig“. Die englische Presse hält die Sache für einen Racheakt. Charles hatte Anfang des Jahres vor surrender Kamera seinen Ehebruch mit Camilla Parker- Bowles eingestanden. Am 18. Oktober tauchte der Thronfolger bei einer Party im Londoner Ritz-Hotel dann mit der frisch geschiedenen Parker-Bowles an seiner Seite auf. Am nächsten Tag arrangierte Diana das Interview.

Harold Brooks-Baker, der Herausgeber der renommierten Aristokraten-Zeitschrift Burke's Peerage, sieht wegen „Dianas Seifenoper“ gar das Ende der Monarchie gekommen. Schon jetzt würden verschiedene Mitgliedsstaaten des Commonwealth die königliche Familie für „ein bißchen trivial“ halten. Dianas „Rührstück“ werde den Ruf endgültig ruinieren. Ralf Sotscheck

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