Nicole kann doch gegen Ajax Amsterdam spielen

■ Wider die Geschlechtertrennung des niederländischen Fußball-Bundes: Eine Schülerin erzwingt mit richterlicher Hilfe das Recht auf Fußball mit Männern

Amsterdam (taz) – Nicole Delies, 15jährige Schülerin aus dem niederländischen Groningen, wollte nichts weiter als Fußballspielen – mit Jungen. Sie brauchte aber schon richterliche Hilfe, damit sie das jetzt darf.

Der Königliche Niederländische Fußball-Bund (KNVB) hatte das Ansinnen nämlich empört zurückgewiesen. „Man kann doch“, hieß es, „die späteren Profis von Ajax oder Feyenoord nicht gegen Mädchen spielen lassen!“ Noch altväterlicher heißt es, der Fußball sei „von Natur aus kein Sport, der vermischt ausgeübt“ werden könne.

Daß das Unsinn ist, wird seit Jahren an vielen Orten der Welt bewiesen, vor allem in den USA. Was bei Nicole Delies dazukommt: Sie spielt schlicht so gut, daß ihr Verein GVAV Rapiditas die talentierte Mittelfeldspielerin unbedingt einsetzen wollte. Die KNVB-Funktionäre aber sagten deshalb nein, weil Nicoles Team das Zeug für die landesweite Liga der Altersklasse B1 hat. Die KNVB-Männer wollten ihr höchstens regionales Niveau (B2) zugestehen.

Dabei hatten die Funktionäre schon eine Ausnahme gemacht: für Jeanet van de Laan (15) vom FC Lisse. Danach fürchtete man offenbar eine Kettenreaktion. Nicole Delies und ihre Eltern wollten aus der Ausnahme aber eine Regel machen und gingen vor Gericht. Die Gründe für ihre Ablehnung waren offenkundig vorgeschoben. Das Umkleide- und Duschproblem, welches offenbar Fußballfunktionäre zum Träumen animiert, ist gar keines – es geschieht getrennt, nacheinander.

Kein Wunder also, daß das Gesundheits- und Sportministerium den Wunsch von Delies unterstützte und am Ende auch der Richter einwilligte. Sollte der KNVB nun weiter halsstarrig bleiben, droht ihm eine tägliche Strafe von 250 Gulden (etwa 225 Mark). Der Verband will offenbar nicht in Berufung gehen, was kein Wunder ist: Die beiden Fußballerinnen sind durch die Aktion plötzlich populär geworden. Gut möglich, daß sogar der niederländische Frauenfußball am Ende dadurch ein paar Impulse bekommt. Der nämlich ist im Unterschied zu den skandinavischen Ländern von deutlich niedrigerem Niveau und weit geringerer Popularität. Auch in Deutschland ist ein ähnlicher Fall kaum zu erwarten: Der Frauenfußball ist qualitativ recht gut entwickelt.

Falk Madeja