■ Urdrüs wahre Kolumne
: Ein guter Getränksmann a.D.

Mit dem Eifer eines früheren Handverkäufers der Hkommunistischen Volkszeitung und mit einem ähnlich hohen Sendungsbewußtsein verkauft in der Obernstraße eine quicklebendige Wasserstoffblondineum die 50 im schönsten sächsisch der Jakobs-Sisters ein „völlig neues Wischsystem für Auto und Haushalt“. Das Produkt besteht aus einem Plastikgriff, der hier selbstredendPlaste-Element genannt wird und einem „saugfähigen Tuch aus aus Mehrkomponenten-Elastefaser, wie es die Kosmonauten benutzen, um immer klaren Blick auf unsere Erde zu haben!“ Standen wir hier in Wirklichkeit in Leipzig vor den Montagsdemonstrationen einer DDR, die ihren eigenen Weg zur sozialistischen Marktwirtschaft gefunden hatte? Statt unmittelbar zu kaufen, haben wir aber lieber nach dem nächsten Intershop gesucht: Vieleicht hätte es das Zeug dort ja billiger gegeben.

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Zu den wenigen wirklich angenehmen Wirtshäusern Bremens zählt der „Lustige Schuster“ am Ostertor, der überdies durch vollendete Bierpflege und exquisite Frikadellen überzeugt, wie wir sie sonst allenfalls noch im Utbremer Stübchen an der Landwehrstraße antreffen. Und dort schwadroniert ein älterer Herr völlig ungefragt einen Tisch voll mit allerhand trüben Visionen zur Zukunft des deutschen Seemanns, dabei immer wieder in die Luft dreschend und jammernd: „Es is' bitter, aber so isses!“ Und als er dann das Lokal verläßt, bekennt eine Dame in der arg betroffenen Runde seufzend: „Früher war das mal ein ganz guter Getränksmann!“ Allein um Ihnen, liebe Leserin, dieses wunderschöne Wort „Getränksmann“ ins Gedächnis zu bringen, haben wir diese kleine Geschichte fast ohne Pointe notiert.

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Ach Ralfi, Ralfi, Ralfi B.! dein Kampf gegen kurdische FolkloretänzerInnen ist menschlich nur zu verständlich: Wer beim ADAC-Winterball oder beim Alpenvereinsfest immer nur zuschauen darf, wie andere Buben ihre Mädels graziös bis selbstbewußt im Kreise schwenken, während ihm selbst die unkoordinierten Füße versagen, der kann schon mal das Elend dieser Welt ganz persönlich erleben. Stehe zum Nichttänzer in Dir und richte die Verzweiflung über Dein Unvermögen nicht ausgerechnet gegen das ortsansässige Apo-Öcalan-Ballett von Hevalti. Das wilde Kurdistan in seinem Lauf/ hält weder Ochs noch Ralfi auf! Und das heutige Feierabendbier schenken wir uns alle mal wg. Leberschaden und überweisen den mutmaßlichen Beitrag dafür auf das Spendenkonto Nr. 100 58 59 der Solidarischen Hilfe „Celal Akan“ bei der hiesigen Sparkasse zugunsten der Familie des Opfers bremischer Dienstwege.

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Steht in einer niedersächsischen Kleinstadt ein Haufen verlorener Sozialdemokröten ohne jeden Artenschutz an einem zugigen Info-Stand und birgt doch tatsächlich der eine von ihnen seine Faltblätter in der Original-Plastiktüte „Rudis Resterampe“. Solange mensch noch über sich selbst spotten kann, solange glüht ein Funke Hoffnung!

P.S.: Der Bußtag muß bleiben. Und auch das Naturfreunndehaus Buchtstraße!

Ulrich Reineking-Bindestrich