■ Schöne neue Welt
: Grüne auf der Datenautobahn

„Schöne neue Welt Fragezeichen“ nannten die Grünen ihre Anhörung zum Thema „Informationsgesellschaft“, und „das Fragezeichen war bewußt“, unterstreicht Pressesprecherin Dagmar Blaiker. Die Bedenken und die Skepsis, die die Gewerkschafter bei der Anhörung formuliert haben, würde man „ernst nehmen“, versichert der Grünen-MdBBü Hermann Kuhn. .Damit hat es sich schon.

Denn die Grünen interessieren sich für das Thema „Informationsgesellschaft“ vor allem unter dem Aspekt Zukunftsperspektiven. Und da das im grünen Milieu doch noch nicht so selbstverständlich ist, luden sie den Bremer Informatiker Prof. Klaus Häfner, engagiertes CDU-Mitglied, zu ihrer Beratung ein. „Die Lese-Zeit neigt sich dem Ende zu“, formuliert Haefner provokativ. Aber anstatt die SchülerInnen darauf vorzubereiten, was in zehn, zwanzig Jahren selbstverständlich sein wird, mache die Schule und das Bildungswesen insgesamt „Dienst nach Vorschrift“, kritisiert Haefner. Damit verfehlt die Schule praktisch ihren Bildungsauftrag, schlimmer noch: eigentlich ist es der Bildungsauftrag des Staates, dafür zu sorgen, daß das „Wissen für alle“ zugänglich ist. Das bedeutet: der Staat muß dafür sorgen, daß über die Landesmedienanstalten oder über die Büchereienein kostenloser Zugang zu wesentlichen Datennetzen für alle zur Verfügung steht – und daß der Zugang wirklich so einfach gestaltet ist, daß alle damit umgehen lernen können. Der Staat, so Haefners Kritik, tut aber nichts, das bedeutet, er überläßt dieses Informations-System der Zukunft dem Markt und der „Deregulierung“. Die Folge: Eine „Zweiklassengesellschaft auch im informationellen Sektor“ drohe. Was zu tun wäre? „Jedem Sechsklässler seinen Laptop“, sagt Haefner.

Soweit, bremst der Grüne Hermann Kuhn, wolle man doch nicht gehen. Kostenloser Anschluß aller Bibliotheken, Schulen, Hochschulen zu den Netzen und Datenbanken, soweit wollten die Grünen doch mit dem CDU-Politiker mitgehen.

Offen war der grüne Abgeordnete Ralf Fücks als Stadtentwicklungssenator auch noch für das Projekt des Informatik-Experten Helmut Kubicek, der ein kommunales Informationssystem „Bremen – online“ entwickeln will. In diesem Dateien-System sollten Bürger alle wesentlichen Informationen finden, von A wie Arbeitsamt bis S wie Standesamt oder Z wie Zentralstelle zur Gleichberechtigung der Frau. Im Moment ist nicht einmal klar, wer unter den vielen Behörden der Stadt Ansprechpartner für solch ein Informationssystem wäre. Daß es ein Projekt „Bayern – online“ inzwischen gibt, hofft Kubicek, könnte die die Sache in Bremen vielleicht auch wieder hoffähig machen.

Allein in der Verwaltung, meinte Ralf Fücks aus seiner Erfahrung, gebe es enorme Potentiale der Veränderung durch die neuen Technologien, die Datenkommunikation müsse das „Schlange stehen“ ablösen. Vor allem aber die Wirtschaftspolitik sei „tiefbaulastig“. Nur 5,3 Millionen, darauf verwies Fücks, seien 1994 für Wirtschaftsförderung für Unternehmen der Informations-Technologie abgerufen worden: „Wir erleiden den Strukturwandel mehr als daß Bremen ihn aktiv gestaltet.“

Das Thema der Informationstechnologien sei langfristig, bremste Haefner die grünen Wirtschaftspolitiker. „Kurzfristige Industriepolitik“ bringe nicht viel. Den SchülerInnen zu einem selbstverständlichen Umgang mit den elektronischen „Bibliotheken der Zukunft“ zu verhelfen, sei dagegen „eine langfristige Investition“. K.W.