Liebe und TBC

■ Heute im Theater: Wer ist „Klabund“?

Klabund sucht man vergebens. Nicht nur sind seine Bücher im Handel vergriffen, auch erinnert kein Klingelschild oder eingesticktes Monogramm an einen dichtenden Zeitgenossen namens Klabund. Der Grund: es ist das Pseudonym, hinter dem sich Alfred Henschke verbarg, der nach eigenen Aussagen dafür weder die Vorbilder Klabautermann oder Vagabund wählte, sondern den Namen eines Bekannten der Familie – „Klabund“. Nötig geworden war die neue Identität, weil der junge Dichter sich gleich für seine ersten Gedichte eine Geldstrafe wegen „Verbreitung unzüchtiger Schriften“ einhandelte.

Heute wird im Bremer Theater die Fährte des 1928 verstorbenen Dichters wieder aufgenommen. Unter dem Titel „Wo andere gehen, da muß ich fliegen!“ wird ein Dichterleben in Liedern, Versen und Geschichten wiederentdeckt. Die Sängerin Sylvia Anders, der Pianist Justus Noll und der Publizist Matthias Wegner präsentieren ein Programmm, das seinen Spannbogen der Widersprüchlichkeit Klabunds verdankt. „Er kokettiert mit der Linken“, sagt Matthias Wegner „und ist doch keiner. Er kokettiert mit den Bürgerlichen und fühlt sich auch hier nicht zugehörig. Und er kokettiert mit dem Expessionismus und gehört auch da nicht dazu.“ Sein Leben lang saß Klabund da, wo man am besten, aber auch am unbequemsten sitzt – zwischen allen Stühlen.

Bestimmt wurde sein Leben von Krankheit. Seit dem 16. Lebensjahr leidet Klabund an Tuberkulose. Die letzten zehn Lebensjahre verbringt der produktive Dichter zwischen Sanatorium und Schreibtisch. 1928 stirbt er in Davos. Zurück läßt er viele Liebschaften, eine junge Ehefrau, die als Brecht-Schauspielerin Karriere macht und ein Hauptwerk aus 2000 Gedichten, in dem die Liebe den größten Raum einnimmt. rau

Heute, 20 Uhr, Schauspielhaus