Vom Turm zum Dachaufbau

■ Hamburger Architekt gewinnt Bauwettbewerb für Geschäftshaus am Pariser Platz. Im Hof sollen Geschäfte liegen, darüber sind Büros und in einem Quasi-Turm ein paar Wohnungen vorgesehen

Das nordwestliche Eckgrundstück am Pariser Platz Nummer 6a erhält einen Turmbau – der gar kein richtiger Turm ist. Nach den Plänen des Hamburger Architekten Bernhard Winking ist vorgesehen, im Winkel zwischen Pariser Platz und der Ebertstraße ein Geschäfts- und Wohnhaus hochzuziehen. Statt eines klar strukturierten Towers mit Nebengebäuden, die dort an August Stülers Bauten aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts hätten erinnern können, entwarf der Architekt einen großen rechtwinkligen Block in der Höhe der Nachbargebäude.

Zum angrenzenden „Haus Sommer“ sattelte Winking zwei zusätzliche Geschosse auf den sechsstöckigen Block, bei denen man sich schon sehr anstrengen muß, einen 25 Meter hohen Turm zu erkennen. Sie gleichen eher einem Dachaufbau. Bernhard Winking ging als Gewinner aus einem Bauwettbewerb hervor, den die Immobilienunternehmen Tascon, Frankfurt am Main, und Hanseatica, Hamburg, ausgelobt hatten.

Der Hamburger Architekt sei aus dem siebenköpfigen Teilnehmerfeld siegreich hervorgegangen, so der Juryvorsitzende Heinz Hilmer, „weil er die Aufgabe, kein geschlossenes Bürohaus, sondern ein Gebäude mit Durchquerung zu schaffen“, am besten gelöst habe. Vom Pariser Platz könne man in einen Innenhof mit Geschäften, Schaufensterläden, Cafés und Restaurants treten. Von dort aus führe der Weg weiter zur Ebertstraße. Mit dem Bau soll 1997 begonnen werden.

Auch Senatsbaudirektor Hans Stimmann zeigte sich zufrieden mit dem Winking-Plan. Der Entwurf stelle auf „exemplarische Weise“ eine Geschäftshausnutzung am Pariser Platz zwischen Botschaften, Banken und der Akademie dar. Die Durchwegung und die Nutzung für Geschäfte, Büros und den zwanzigprozentigen Wohnanteil waren in der Ausschreibung vorgegeben, erinnerte Stimmann. Er sprach sich für die Turmform aus, da diese „das Brandenburger Tor nicht in die zweite Reihe rückt“.

Im Mittelpunkt des Blocks aus gelbem Sandstein steht der Innenhof unter einem verglasten Dach. Er soll Flanierzone und Aufenthaltsbereich sein, „ist aber keine Passage“, so der Baudirektor. Von dort führt eine Treppe in ein offenes Kellergeschoß, in dem sich ebenfalls Läden befinden. Bei dem Wettbewerb kam das Berliner Team Hilde Léon/Jürgen Wohlhage, das einen modernen Entwurf einreichte, auf die Ränge. Aldo Rossis (Mailand) Idee für einen signifikanten Turmbau orientierte sich dagegen sehr am historischen Vorbild von Stüler. Die Bauten am Pariser Platz 6a wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. rola