: Rätselhafter Dreck im Baggersee
■ Schadstoffe im Elsensee: Hellersdorf befürchtet Belastung des Grundwassers durch Baustellenaushub. Bauverwaltung wiegelt ab: Der Kiesboden ist sauber
Die Entsorgung des Erdreichs aus den Riesenbaugruben der Innenstadt sorgt wieder einmal für Ärger. Diesmal beklagen sich Anwohner aus Hellersdorf, daß der Aushub einen Baggersee in ihrer Umgebung mit Schadstoffen belastet und das Grundwasser im Trinkwasserschutzgebiet Kaulsdorf gefährdet. Die Senatsbauverwaltung hat die Schadstoffe im Wasser zwar gemessen, wäscht aber das Baggergut von jedem Verdacht rein. Woher der Dreck im See kommt, bleibt bislang ungeklärt.
Seit etwa einem Jahr lädt die „Berliner Tief- und Verkehrsbau GmbH“ den Erdaushub der Großbaustellen in ihrer Kiesgrube „Elsengrund“ bei Kaulsdorf ab. Die Grube liegt in einem Wasserschutzgebiet, aus dem das Wasserwerk Kaulsdorf sein Trinkwasser gewinnt. Nach Auskunft der Tief- und Verkehrsbau GmbH wird in der Kiesgrube Erdaushub firmeneigener Baustellen zwischengelagert. Der Aushub wird gesiebt, als Füllsand weiterverkauft oder von der Firma selbst verwendet. Die Rückstände landen auf einer Deponie, heißt es. Der Bezirk Hellersdorf befürchtet nun, daß Schadstoffe aus dem Baggergut ins Grundwasser ausgewaschen werden. Deshalb setzt sich der Bezirk dafür ein, die Aufschüttungen möglichst bald zu beenden.
Auf eine kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen erklärte die Bauverwaltung im Oktober, der abgeladene Boden sei sauber, sein Schadstoffgehalt liege unter den zulässigen Grenzwerten. Allerdings wurden in einem der Baggerseen, dem sogenannten Elsensee, erhöhte Schadstoffwerte gemessen, deren Ursache noch ungeklärt ist. Die Erklärung der Verwaltung: „Die Einleitwerte in das Grundwasser werden überschritten. So kann es bei Niederschlägen zu Auswaschungen kommen. Dagegen wird vorgegangen.“
Sowohl die Umweltbehörde als auch die Wasserbetriebe versichern jedoch, daß sich bisher jedenfalls im Trinkwasser keine erhöhten Schadstoffwerte feststellen lassen.
Woher kommen also die Schadstoffe? Bei einer Begehung haben Vertreter der Bauverwaltung im Juli weder Rohre noch Teerpappe in den abgekippten Sandhügeln gefunden, heißt es von der Verwaltung. Maria Hartwig, grüne Bezirksverordnete in Hellersdorf, bleibt dennoch skeptisch. Ihrer Meinung nach handelt es sich bei den aufgeschütteten Hügeln nicht um unbedenkliche Erde, sondern um Bauschutt, in dem sich doch zwischen dem Sand Rohre, Teerpappe und Betonbruchstücke befinden. „Irgendwo müssen die Schadstoffe ja herkommen, die im See gemessen wurden“, meint sie.
Für die Hellersdorfer hat die Sorge um das saubere Grundwasser noch einen Nebenaspekt: „Wenn das Wasserwerk kein Trinkwasser mehr gewinnen kann und dadurch der Grundwasserspiegel steigt, dann laufen in Kaulsdorf und Mahlsdorf die Keller voll“, sagt Hartwig. Elke Gundel
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