■ Winnie Mandela & ihre Villa – neuer Skandal: Zwangsversteigerung droht
Johannesburg (taz) – Der freie Fall des einstigen weltweiten Idols der Anti-Apartheid-Bewegung, Winnie Mandela, scheint unaufhaltsam. Nach Skandalen wegen Kindesentführung, versuchten Totschlags und Rauswurf aus der Regierung steht der „African Queen“ jetzt auch finanziell das Wasser bis zum Hals. Sie lebt Winnie Mandela nur noch auf Abruf in ihrem geräumigen Haus in Soweto. Bereits Ende September, so berichteten afrikaanssprachige Zeitungen gestern gehässig, sei das Haus von der Bankengruppe ABSA beschlagnahmt worden, weil Winnie Mandela eine Hypothek in Höhe von mehr als 200.000 Mark nicht zurückzahlen kann. Der Hintergrund: Im Jahr 1993 steckte Winnie offenbar in großen finanziellen Schwierigkeiten – und kam auf eine tolle Idee. Warum nicht einmal einen Diamanten- Deal durchziehen? Sie ließ sich von dem burischen Geschäftsmann Ben du Preez beraten, der ihr versprach, zuverlässige Käufer für die Steine zu finden. Winnie ihrerseits besaß weltweit gute Beziehungen und setzte auf den angolanischen Präsidenten Eduardo dos Santos. Der sollte ihr die Diamanten beschaffen.
Frau Mandela mietete kurz entschlossen für rund 21.000 Mark einen Jet an und schickte ihren Schwiegersohn, Prinz Musi Dlhamini, nach Luanda. Der jedoch kehrte unverrichteter Dinge zurück, weil dos Santos offenbar nichts von dem Ansinnen wußte. Bis heute ist die Rechnung für den Jet nicht bezahlt, was die Firma Foster Webb Air Charter dazu veranlaßte, vor Gericht das Geld einzutreiben. Die Verhandlung endete am Mittwoch abend mit einer Verurteilung Winnie Mandelas zu einer Geldstrafe von mehr als 40.000 Mark.
Die Beklagte indessen befand es nicht für nötig, selbst vor Gericht zu erscheinen. Sie weilte an der Universität von Sacramento, Kalifornien. Besonders pikant an der Geschichte: Der gesamte Schriftverkehr des geplanten Geschäfts wurde über eine gemeinnützige Organisation zur Armutsbekämpfung abgewickelt, in deren Vorstand Frau Mandela sitzt. Die Rechnung für den Charterflug wurde folgerichtig an die Organisation gerichtet.
Nachdem der Deal im Juni 1993 geplatzt war, nahm Winnie Mandela Ende des gleichen Jahres eine Hypothek auf ihr Haus auf. Sämtliche Mahnungen, die Kredite abzuzahlen, ignorierte sie jedoch, was die Banken schließlich im September 1995 dazu brachte, per Gerichtsurteil eine Beschlagnahmung anzuordnen. Noch lebt Winnie in dem Haus, es kann aber jederzeit zwangsversteigert werden. Kordula Doerfler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen