Warten auf den Heiland

■ Der zweite Teil von „Buchtwacht“ steht immer noch aus. Doch wenn alles gutgeht, wird Jesus heute abend erschossen

„Extra Drei“, das heldenhaft kämpferische Satiremagazin auf N3, führt seit Tagen einen heldenhaften Kampf gegen die Zeit. Was bisher geschah: Am 3. November zeigte „Extra Drei“ die erste Folge von „Buchtwacht“, der deutschen Antwort auf „Baywatch“. Zum Auftakt lernte der Zuschauer den kettenrauchenden Bademeister Wulf kennen, den Zeugen Jehovas und dessen Dauererektion. Vorgestellt wurden auch die Nichtschwimmerin Frl. Storch, in der Strandtrilogie für den Rettungsdienst zuständig, und der rüde Streifenpolizist Horst.

Der zweite Teil der Miniserie fiel jedoch aus. Viele Fragen blieben damit offen. Würde Horst weiter mit Waffengewalt Kurtaxe einfordern? Könnte es zu weiteren dramatischen Szenen im Leben eines nikotinsüchtigen Bademeisters ohne Zigaretten kommen? Aber vor allem: Warum wurde nicht gezeigt, wie Wulf auf den Messias trifft, der sich, laut „Buchtwacht“- Autor Fritz Tietz, „zuerst am Zigarettenautomaten zu schaffen macht und dann auf dem Wasser nach Travemünde hinüberwandeln will“?

Möglicherweise fürchtete die „Extra Drei“-Redaktion, wieder einmal mit den Kirchenvertretern im Rundfunkrat aneinanderzugeraten. Das war zuletzt im Frühjahr 1995 vorgekommen, als sich „Extra Drei“-Chef Hans-Jürgen Börner für einen als papstfeindlich eingestuften Beitrag entschuldigen mußte. Sollte also der Gastauftritt des Messias in „Buchtwacht“ in vorauseilendem Gehorsam abgesagt worden sein? Besonders, da dessen Trip nach Travemünde Bademeister Wulf („Betreten verboten!“) verärgert und Polizist Horst entschlossen zur Dienstpistole greift? Das wäre schade, denn dann müßte ja auch die dritte Folge abgesetzt werden, in der eine Badewanne an den norddeutschen Strand gespült wird. Inhalt: „Ein ziemlich toter Ministerpräsident“ (Fritz Tietz). Auf Nachfrage findet die „Extra Drei“-Redaktion jedoch beruhigende Worte. Man stecke in „Produktionsschwierigkeiten“. Der Sendetermin für „Buchtwacht“ sei nur verschoben worden, „weil wir nicht fertig geworden sind“. Darüber hinaus habe es „ähh... einige Umschnitte gegeben“. Werden die Helden aus der Lübecker Bucht also heute wieder zu sehen sein? Wird „Extra Drei“ die Produktionsschwierigkeiten meistern? Die letzte Meldung der Kollegen vom Fernsehen klingt nach Überstunden, Nachtschicht und vollem Einsatz: „Wir beten und hoffen.“ Carola Rönneburg