Geteiltes Abschiebungs-Leid

■ Vural Oral darf bleiben, Desmond Hansen-Sackey chancenlos

Aufatmen bei dem gebürtigen Hamburger Vural Oral. Vorerst soll der erfolgreich resozialisierte Ex-Junkie nicht in die fremde Heimat Türkei abgeschoben werden. Er darf den Ausgang seines Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht abwarten. Anschließend kann sein „Fall“ erneut in den Petitionsausschuß der Bürgerschaft eingebracht werden: Mit diesem rechtlichen Kniff konnte die SPD die Abschiebung des jungen Hamburgers vorerst aufschieben, ohne das Gesicht zu verlieren. Auch innerparteilich hatte es heftigen Streit um die Abschiebung des 23jährigen gegeben, der kaum türkisch spricht und dessen ebenfalls hier lebende Mutter schwer krebskrank ist.

Anders jedoch im Fall des gebürtigen Ghanaers Desmond Hansen-Sackey: Obwohl der 41jährige bereits länger in Deutschland als in Ghana gelebt hat – er kam als Jugendlicher hierher – und Vater eines minderjährigen Jungen ist, will sich die SPD nicht zu einem humanitären Akt hinreißen lassen. Zusammen mit der GAL hätte sie im Petitionsausschuß die Möglichkeit, Desmond Hansen-Sackeys Schicksal erneut zu behandeln und sich für ein Bleiberecht auszusprechen.

Doch den entsprechenden Antrag der GAL lehnte sie am Donnerstag abend vehement ab. „Wir wollen keine falschen Signale setzen“, erklärte SPDler Rolf Polle, was mit den sozialen Grundsätzen seiner Partei genau gemeint ist. Er war sich mit der CDU darüber einig, daß Desmond, der sich lange mit einem Studentenvisum durchschlug, „seinen Aufenthaltszweck verdreht hat“.

„Hier wird ein Vater aus dem Land gejagt, der bereits ein viertel Jahrhundert in diesem Land lebt!“, appellierte die ausländerpolitische Sprecherin der GAL, Anna Bruns, ein letztes Mal verzweifelt an die familienpolitischen Grundsätze, die sich SPD und CDU gerne auf die Fahne schreiben. Um das Gewissen jedes einzelnen Abgeordneten zu bewegen, ließ die GAL namentlich darüber abstimmen, sich erneut mit dem Fall zu beschäftigen. Die Ernüchterung: CDU, Statt und SPD blieben stur. Nur die beiden SPDler Wolfgang Köpke und Hakki Keskin enthielten sich der Stimme. Silke Mertins