Mehr als nur eine Schule

■ BOBS – ein Betreuungsprojekt feiert nach drei Jahren Vorlauf seine Einweihung

Was vor drei Jahren zaghaft mit einer Cafeteria begann, ist heute ein vielversprechendes Schulprojekt mit Namen BOBS – Betreuungsschule Otto–Braun–Straße im Bremer Stadtteil Vahr.

Wenn andere SchülerInnen gelangweilt herumhängen oder sich zuhause ein einsames Mittagessen warmmachen, geht's im BOBS erst richtig los: Die Doko-Spieler treffen sich in der Cafeteria, die Ausgehungerten in der Schulmensa, die Aktiven in einer der vielen Nachmittags–AGs. Computer–Kurse und eine Fahrrad–Werkstatt für Mädchen, Jazz–Tanz und Taekwon–Do, Kunstkurse und Seidenmalerei, Foto–AG und Schulzeitung, Keyboard– und Gitarrenunterricht, Fußball, Schach und Fremdsprachen – wer da noch nachhause möchte, ist selbst schuld.

Eine ideale Schulform, sollte man meinen, und doch ist sie eher die Ausnahme als die Regel, nicht nur in der bremischen Schullandschaft. Im Prinzip sehr wünschenswert, aber nur unter hohem materiellen und idellen Aufwand aller Beteiligten – Schule, Eltern, Behörden – zu verwirklichen, war denn auch der Tenor der Ansprachen zur offiziellen Einweihung von BOBS, zu der gestern sogar Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs in die schuleigenen Turnhalle eilte.

„Eine gute Schule ist offensichtlich mehr als eine Anhäufung von Inhalten, im 45–Minuten–Takt und möglichst ohne Lücke hintereinandergestapelt“, erkannte Frau Kahrs vor versammelter Schulmannschaft, und daher habe sie sich immer für BOBS stark gemacht. Gerade in dem sozial schwächeren Stadtteil Neue Vahr sei ein derartiges Betreuungsprojekt sehr wichtig. Doch auf das Zuckerbrot folgte sogleich die Peitsche: „Wir müssen auch über das Sparen reden, auch wenn der heutige Anlaß ein erfreulicher ist!“

Düstere Prognosen verdunkelten die Stimmung: Stellenabbau, zerfallende Schulen, und überhaupt, mehr „BOBS“ seien vorerst nicht drin.

Dieser Schatten verflog, als vier LehrerInnen unter jubelndem Beifall für ihren unermüdlichen BOBS–Einsatz mit Efeu bekränzt und Mumm–Sekt gestärkt wurden, und Eltern–Sprecherin Birgit Störzer drohte: „Wer über diese Schule etwas Schlechtes sagt, muß an mir vorbei!“

Tatsächlich scheint das einzig „Schlechte“ an BOBS zu sein, daß es auf unbestimmte Zeit das letzte Projekt dieser Art in Bremen sein soll. Es zeigt nicht nur eine sinnvolle Alternative zur herkömmlichen und immer knappen nachmittäglichen Hortbetreuung von Schulkindern auf, sondern es ist auch für die meisten Beteiligten eine neue Erfahrung von Eigeninitiative und Kooperation. LehrerInnen, die gemeinsam mit SchülerInnen und Bremer Arbeitsloseninitiativen Möbel bauen und „ihre“ Aufenthaltsräume einrichten, ein eigens gegründeter Schulverein, der über einem attraktiven Programm brütet, die Arbeiterwohlfahrt, die sich um das leibliche Wohl der SchülerInnen sorgt und Trägerin des Projektes ist. Die Gesamtkosten halten sich durchaus im Rahmen: die Bildungssenatorin hat nur ganze 19 Lehrerstunden für zusätzliche Betreuungskapazitäten genehmigen müssen, die Finanzierung des Koches und zweier Sozialpädagoginnen wird über die AWO abgewickelt. Die Cafeteria erwirtschaftet sogar einen bescheidenen Überschuß.

Schulleiter Waldemar Wenske hofft, daß seine Worte nicht unerhört verhallen: „Eine Lebensituation, die sich so grundlegend verändert hat wie unsere, erfordert auch veränderte Schulen – das mindeste sind Ergänzungen zum herkömmlichen Unterricht t. sal