Skifahren ohne Rummel

Von Hütte zu Hütte oder mit fester Hüttenstation – Norwegen ist ideal für unspektakulären Wintersport auf die sanfte Tour  ■ Von Wolfgang Gast

Norwegen – das ist Ruhe, Abgeschiedenheit, schöne Landschaft und saubere, klare Luft: Garantien für einen erholsamen Urlaub.

Die traditionell skandinavische Art des Winterurlaubs ist Familienurlaub in einer der zahlreichen einsam gelegenen Holzhütten. Von diesem Ausgangspunkt werden täglich auf Skiern Ausflüge gemacht. Gekocht wird selbst. Abschlaffen darf man dann in der Sauna.

Hoch im Kurs stehen bei den Skandinaviern auch längere Skitouren, mehrtägige „Fjällwanderungen“, von Hütte zu Hütte. Entsprechend ist das Netz der Unterkunftsmöglichkeiten sehr gut ausgebaut. Es reicht vom unbewirtschafteten einsamen Holzhaus des norwegischen Wandervereins DNT (wo der Schrank aber immer mit Lebensmitteln gefüllt ist) bis zum exklusiven (und nicht billigen) Sporthotel. Wie in allen skandinavischen Ländern unterscheidet sich Winterurlaub in Norwegen erheblich vom Skitourismus, wie er etwa in den Alpen betrieben wird. Skischaukeln wird man vergeblich suchen, selbst einfache Liftanlagen sind sehr selten, Après-Ski ist ein Fremdwort. Ole Nordmann, das nordische Gegenstück zu Otto Müller, bevorzugt offensichtlich die Stille und genießt die Einsamkeit der kargen Landschaft. Traditionell. Denn Skifahren kommt aus Norwegen. Das norwegische Wort „Ski“ heißt nicht mehr als „Holzstück“. Auch Slalom ist norwegisch und steht für „Biegungen“.

„Cross Country“ ist die weitestverbreitete Fortbewegung. Die beiden Wörter stehen für Langlaufskier, die im Gegensatz zu den hierzulande erhältlichen Brettern wesentlich robuster, etwas breiter und mit Stahlkanten versehen sind. Gespurte Loipen sind für diese Art des Skilaufens nicht notwendig.

Wer die Weite und Stille des norwegischen Fjälls auf Skiern erleben möchte, dem empfiehlt sich die Region um Jotunheimen und Lom, an der Dovre-Bahnlinie gelegen, vier Stunden nördlich von Oslo. Hier liegen die zwei höchsten Gipfel nördlich der Alpen (der Glittertind und der Galdhöpiggen, beide über 2.400 Meter hoch) in der einzigartigen Kulisse des Jotunheimen-Nationalparks. Über dreißig Gletscher gibt es in der Region, darunter den Svellnosbreen, den einzigen Gletscher in Skandinavien, der auch im Winter bestiegen werden kann.

Kleinere Reiseveranstalter aus der Bundesrepublik, wie die „Vagabunden“ aus Oldenburg und „Highländer Reisen“ in Köln, bieten seit einigen Jahren Reisen in diese Region. Sie arbeiten dabei eng mit einheimischen Tourenanbietern zusammen. Vom Eisangeln auf einem der rund 150 zugefrorenen Flüsse und Seen über die geführte Skitour von Hütte zu Hütte bis zur 10tägigen expeditionsartigen Hundesschlittenreise von Jotunheimen nach Hardanger Vidda ist alles geboten. Die Zusammenarbeit der Kleinen aus der Tourismusbranche trägt dazu bei, den Tourismus in dieser Region sozialverträglich auszubauen. Das heißt, Einheimische verdienen daran. Und schließlich profitieren auch die Reisenden davon, denn keiner kennt sich in der Natur und Kultur der Region besser aus als die örtlichen Guides. Sie sind auch eine Garantie für die Sicherheit der TeilnehmerInnen auf Tour: Das Wetter im Gebirge kann nämlich ausgesprochen tükisch sein.

Einer der örtlichen Guides ist André Sundero, der in Vågåmo, einem Ort nahe dem Flußtal Sjoadalen, eine kleine, in der Tradition des 18. Jahrhunderts gehaltene Pension mit zehn Betten betreibt.

Der Fluß Sjoa ist im Sommer einer der beliebtesten Orte für Rafting und Wildwasserfahrten mit dem Kanu. Im Winter, wenn der Fluß über weite Strecken zufriert, führt André Sundero kleine Gruppen von Skiwanderern den Fluß entlang von Sallivangen bis zum Ridderspranget, einer Felsenschlucht, die schon aus alten norwegischen Sagen bekannt ist. Fünf Stunden dauert die Tour, Kaffeetrinken am Lagerfeuer im Schnee inklusive.

Sonntags bietet André Sundero Skiunterricht für Anfänger, montags „Isfiske“ (Eisangeln), dienstags eine sechsstündige Skiwanderung in den Nationalpark Jotunheimen und über den zugefrorenen Gjendesee. Bis zur Mitte der Wintersaison steht mittwochs eine Elchsafari im Wandergebiet Sjoadalen auf dem Programm. In der zweiten Hälfte, zwischen März und Mai, dann die Besteigung des Svellnosbreen, der wegen seiner wilden Eisformationen auch als „Abenteuergletscher“ bekannt ist. Donnerstags können erfahrene Läufer mit André die umliegenden zweitausend Meter hohen Gipfel auf Skiern besteigen. Am Freitag gibt es „Eis-Abenteuer“. Zum Beispiel den Besuch einer Eishöhle am Sjoafluß, die hinter einem zugefrorenen fünfundzwanzig Meter hohen Wasserfall liegt.

Sunderos Partner in der Bundesrepublik ist der Oldenburger Veranstalter „Vagabunden“, der in dieser Saison unter dem Label „Green Adventure Travel“ Urlaub „mit einem hohem Erlebniswert und einer Prise Abenteuer“ anbietet. Der Name soll für das Programm stehen. „Green“ signalisiert: Die Ökologie wird ernst genommen. Deshalb erfolgt die Anreise von Kiel nach Oslo mit einer Fähre und nicht mit dem Flugzeug.

Die Vagabunden, Bergstraße 32, 19055 Schwerin, Tel.: (0385) 598361, Fax: (0385) 598362