■ VLB
: Kindergeburtstag

Eigentlich funktionieren diese Geschichten nur vom Autor selbst vorgelesen. Nicht weil die Texte einer besonderen Intonation bedürfen, sondern weil man einigermaßen enthemmt sein muß, um über sie zu lachen. Und ein Meister der Enthemmung ist Funny van Dannen allerdings. Ich habe ein paar dieser Geschichten bei Gelegenheit eines seiner Liederabende gehört, es waren schon einige von van Dannens zauberhaften „Clubsongs“ zu hören gewesen. Die Wirkung etwa der Geschichte von dem sprechenden Hasen namens Ernst Jünger („Vom Überleben“), der zwei Polizisten, um von ihnen freigelassen zu werden, freundlich anbietet, ihnen „einen zu blasen“, war recht umwerfend. „Du uns einen blasen?“ lachte der Polizist. „Du mit deinen scharfen Zähnen?“

Man sollte sich das tunlichst von van Dannen vortragen lassen, der mit seiner Albernheit für die nötige Kindergeburtstagsstimmung sorgt – denn häufig genug geht es hier um die Partialtriebe –, jene Stimmung, in der die Abwehr gegen Pointen solchen Kalibers kollabiert und man sie nur noch mühsam mit Lachsalven in Schach halten kann. Manches an van Dannens fröhlich-regressiv daherkommenden Phantasien ist ganz und gar privat und wäre es auch besser geblieben, manches ist belanglos und manches eher unheimlich als komisch. Die Geschichte von den „allerersten Menschen“, Funny van Dannens alternativer Paradiesmythos, ist reiner Schizo-Stoff („Adam und Eva kraulten Gottes Penis immer schneller“). Oje, bloß weg hier! Glücklicherweise taucht darin eine Frage auf, die mir an dieser Stelle eine elegante Überleitung zu Eckhard Henscheids „neuen theologischen Studien“ erlaubt: „Kommen nur reinrassige Köter ins Paradies?“

Funny van Dannen: „Am Wegesrand. Geschichten und unterschlagene Gedichte“. Karin Kramer Verlag, 128 Seiten, 29,80 DM