Heuchelei in der CDU

■ Die Union versucht sich in den Kalten Krieg zu retten

Schon in ihren ersten Reaktionen ließ die CDU erkennen, wieviel Angst ihr Lafontaine macht. Tief griff sie in die Mottenkiste des Kalten Krieges. Weil sich der neue SPD-Chef mit Gysi zum „Bündnisgespräch“ trifft, gehe die „Reise der SPD weit nach links“, polterte CDU-General Hintze. CSU-Landesgruppenchef Glos setzte noch eins drauf: Die „Leitfigur der SPD für die Kumpanei mit den PDS-Kommunisten wurde zum Führer der Partei gewählt“. Warum nicht gleich die SPD vom Verfassungsschutz observieren lassen?

Die Union ist hilflos. Sie weiß nicht, wie sie mit dem Strategiegenie und Populisten Lafontaine umgehen soll. Eine neue „Rote Socken“-Psychose ist dabei zu kurz gedacht. Damit wird der Osten verprellt. Selbst CDU-Vize Bergner aus Sachsen-Anhalt sagt, „es habe keinen Sinn, vor einer SED zu warnen, die es tatsächlich nicht mehr gibt“. Die PDS wie im Kalten Krieg zu attackieren und auszugrenzen heißt, sie zusammenzuschweißen, warnen auch die Ostler im SPD-Vorstand. Deshalb solle Lafontaine ruhig Gysi treffen. Nur die harten Moralisten in der SPD stellen sich noch quer, die, „die 1989 stehengeblieben sind“ (Ringstorff). Deren Wortführerin Barbe wurde noch auf dem Parteitag abgestraft. Nur 51 Stimmen bei der Vorstandswahl – das war Minusrekord und ihr Aus. CDU-General Hintze kann ja Asyl gewähren. Holger Kulick