■ Nachgefragt
: „Köpfe auszuwechseln löst das Problem nicht“

taz: Sie gehören zu der Minderheit in der SPD, die an Rudolf Scharping als Vorsitzendem festhalten wollte. Warum?

Ilse Janz (Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete): Zuerst deswegen, weil ich eine von denen bin, die seine Arbeit ganz gut beurteilen können. Ich bin ja auch im Vorstand der Bundestagsfraktion und weiß, daß Scharping ein sehr guter, solider Arbeiter war und ist. Außerdem hat mich die Art und Weise gestört, wie Oskar Lafontaine da putschartig versucht hat, den Parteivorsitz zu kriegen.

Die Mehrheit der Mannheimer SPD-Delgierten wußte einfach nicht genug über Scharping?

Ich glaube schon, daß sie sehr viel über die Medien mitgekriegt haben. Scharping ist ja in den letzten Monaten wirklich runtergeschrieben worden. Aber das Dilemma der Partei ist nicht ein einzelner Kopf. Das Gleiche kenne ich doch aus Bremen: Nur Köpfe auszuwechseln, das löst ja nicht das Problem der Partei. Natürlich wird Lafontaine anders arbeiten als Scharping, er ist ja ein ganz anderer Mensch.

Die Partei hat sich einen Ersatzkonflikt gesucht, um dem eigentlichen Problem aus dem Weg zu gehen?

Das ist so. Wir müssen in den Ortsvereinen sehen, wo überhaupt noch Motivation ist. Bei uns ist es doch inzwischen wie in anderen Parteien auch, daß man nicht – so wie wir früher – von der Basis lebt, sondern von den Führungspersonen. Wenn wir dem folgen und immer nur auf zwei, drei Leute an der Spitze gucken, kommen wir nicht wieder nach vorne.

Der Rest der Bremer Parteitags-Delegierten, der Lafontaine gewählt hat, hat das nicht begriffen?

Ich spiele mich ja nicht als die einzig Schlaue auf. Es ist emotional eine Stimmung gegen Scharping dagewesen. Er hat keine tolle Rede gehalten, die hat mich auch enttäuscht.

Ich selber war ja nie Scharping-Anhänger, sondern immer Lafontaine-Anhänger. Ich glaube schon, daß das ein guter Vorsitzender sein wird. Der wird ganz anders auf die Regierenden eindreschen, als Scharping das gemacht hat. Aber wir müssen in Bonn ja auch versuchen, mit Scharping jetzt weiter Politik zu machen. Und einen Menschen auf einem Parteitag öffentlich so zu beschädigen, das ist nicht richtig. So dürfen wir menschlich nicht miteinander umgehen. Lafontaine hätte seine Kandidatur vor zwei Wochen beim Parteivorstand anmelden sollen, und ich bin sicher, Scharping wäre gar nicht erst angetreten.

In Mannheim hat sich auch ein wichtiger inhaltlicher Unterschied zwischen Scharping und Lafontaine gezeigt: Beim Eurofighter und den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Das betrifft in Bremen insbesondere die Rüstungsaufträge für die Dasa. Haben Sie sich in dieser Frage Scharping angeschlossen?

Ob am Eurofighter Aufträge für die Dasa hängen würden, weiß ich noch gar nicht. Die Konzeption ist ja noch gar nicht endgültig. Der Konflikt stand ja im Zusammenhang mit der Bosnien-Frage. Und ich bin ganz eindeutig gegen den Einsatz von Kampfflugzeugen. Da bin ich an der Seite von Lafontaine und nicht von Scharping. Und so habe ich auch abgestimmt.

Fragen: Dirk Asendorpf