Stasi suchte Kontakt zu Senator Luther

Laut Gauck-Unterlagen sollte Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) seine Verbindung zu einem Beamten der Bonner Vertretung nutzen. Nach zwei Gesprächen gab die Stasi auf  ■ Von Dorothee Winden

Die Stasi hat Anfang 1980 versucht, Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) anzuwerben. Nach zwei Gesprächen gab die Staatssicherheit, die ihm bereits den internen Decknamen „Schwamm“ gegeben hatte, aber auf.

Wie aus Unterlagen der Gauck- Behörde hervorgeht, versuchte die Stasi, über Luther an einen Beamten der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin heranzukommen. Bei Luther, der damals wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Lungenkrankheiten der DDR-Akademie für Wissenschaften war, erschien am 4. Januar 1980 ein „Herr Winkler vom Ministerium“. Da Luthers Institut dem Gesundheitsministerium unterstellt war und „Winkler“ zunächst allgemein über Drogenmißbrauch sprach, will ihn Luther für einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums gehalten haben.

Bei „Winkler“ handelte es sich aber um einen Stasi-Offizier. Dieser wollte Luther wegen der Drogenprobleme von Kindern eines Beamten der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in OstBerlin einschalten. Den fraglichen Beamten kannte Luther, wie der Stasi nicht entgangen war, zufällig vom Tennisspielen. Da Luther Sektionsleiter der zur Humboldt- Universität gehörenden Tennisanlage in Pankow war, hatte sich der Beamte vor Jahren wegen einer Spielerlaubnis an Luther gewandt. Es gab gegenseitige Einladungen der Familien, einmal traf man sich zum Pilzesammeln. Doch dann schlief der Kontakt wieder ein. Da die Kinder des West-Beamten nach Ansicht der Stasi Drogen in die DDR schmuggelten, sollte Luther zur Aufklärung und Verhinderung weiterer Vorkommnisse beitragen. Luther machte eine vage Zusage. Doch als „Winkler“ vier Tage später wieder vorsprach, hatte Luther nichts unternommen. „Winkler“ schloß daraufhin die Akte mit den seit 1975 gesammelten Unterlagen über Luther ab. Aus ihnen geht hervor, daß der heute 53jährige weder Inoffizieller Mitarbeiter war, noch jemals eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hat.

CDU-Fraktionschef Rüdiger Landowsky, mit dem Luther über die vor kurzem zutage geförderten Gauck-Unterlagen sprach, schätzt die Stasi-Kontakte als „völlig unproblematisch“ ein. „Dies ist kein Grund, ihn als Kandidaten für ein Senatorenamt auszuschließen“, so Landowsky. Auch der Regierende Bürgermeister halte die beiden Gesprächsversuche für „belanglos“, sagte Luther der Morgenpost. Morgen will er mit dem CDU- Fraktionsvorstand sprechen. „Ich habe nichts zu verbergen“, so Luther. Selbstkritisch räumte er aber ein: „Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich bedrängt worden wäre. Denn ich bin zum Widerstandskämpfer nicht geeignet.“

Nicht zum ersten Mal werden Details aus seinem Vorleben bekannt, über die er zuvor geschwiegen hatte. Im September 1991 mußte sich der Gesundheitssenator gegenüber dem Parlament dafür entschuldigen, daß er seine zweijährige hauptamtliche Tätigkeit als „Instrukteur für den operativen Einsatz“ für die Ost-CDU nicht öffentlich gemacht hatte. Von 1968 bis 1970 will das CDU- Mitglied für den Parteivorstand in der Provinz Ergebnisse des Dorfverschönerungs-Wettbewerbs eingesammelt haben. Eine Tätigkeit, die Luther als „unpolitisch“ bewertet. Dies war von kritischen Ost- CDU-Mitgliedern in Frage gestellt worden: Instrukteure hätten damals durchaus die Aufgabe gehabt, den örtlichen Kreissekretären die jeweils gültige Parteilinie nahezubringen. Wenn dies vor seiner Nominierung zum Senator 1990 bekannt gewesen wäre, so hieß es damals in der CDU, wäre er vielleicht nicht Senator geworden.