Der IM „Champagner“ perlt nicht mehr

■ Israelischer Rechtsradikaler soll für den Geheimdienst gearbeitet haben

Tel Aviv (taz) – Der Chef der rechtsextremen jüdischen Bewegung „Ejal“, Avischaj Raviv, war in den letzten zwei Jahren bezahlter Informant des israelischen Geheimdienstes „Schabak“. Das wurde am Wochenende zunächst aus Kreisen anderer rechtsextremer jüdischer Gruppen bekannt und anschließend durch Vertreter der israelischen Sicherheitsorgane bestätigt.

Der derzeit unter Hausarrest stehende Raviv soll dem Schabak Berichte über die Tätigkeiten der verschiedenen rechtsextremen israelischen Bewegungen geliefert haben, insbesondere über geplante Anschläge auf arabische und jüdische Persönlichkeiten. Als Gegenleistung hatten die Sicherheitsdienste dem Informanten mit dem Decknamen „Champagner“ angeblich versprochen, gegen ihn vorliegende Anschuldigungen zu ignorieren und eingeleitete Verfahren einzustellen. Gegen Raviv gab es verschiedene Anzeigen wegen antiarabischer Hetze sowie Verbrechen gegen Palästinenser. Die Behörden unternahmen jedoch nie Schritte gegen ihn.

Raviv ist mit dem Attentäter Jitzhak Rabins, Jigal Amir, gut bekannt. Kurz nach dem Anschlag auf den israelischen Regierungschef war Raviv verhaftet worden. Die Behörden entließen ihn jedoch bald wieder aus der Haft und stellten ihn unter Hausarrest, weil sich gezeigt habe, daß Raviv „nichts über Amirs Mordpläne bekannt war“.

Der in der jüdischen Siedlung Kiryat Arba bei Hebron in der Westbank lebende Raviv dementiert, im Dienst des Schabak gestanden zu haben. Führer anderer rechtsextremer Gruppen wie „Kach“ und „Zu Arzenu“ behaupten nun jedoch, bereits seit einiger Zeit im Besitz von Beweisen für seine Geheimdiensttätigkeit zu sein. Rechtsradikale Sprecher behaupten jetzt, „Provokationen“, wie die Verbreitung einer Fotomontage, die Rabin in SS-Uniform zeigt, seien „mit Ravivs Hilfe vom Geheimdienst organisiert und bezahlt“ worden.

Gestern begann die von der Regierung eingesetzte Kommission zur Klärung der Umstände des Mordes an Rabin mit ihrer Arbeit. In einer von den Sicherheitsdiensten abgeriegelten Villa im Westteil Jerusalems wurden die Kommandanten verschiedener Abteilungen der internen Sicherheitsdienste vernommen, allen voran der Chef des Schabak. Sie alle sollen sich bereits der Dienste renommierter Rechtsanwälte versichert haben. Amos Wollin