Mercedes vor Goethe

■ Vietnam erhält deutsches Auto-Werk, will aber kein offenes Kulturinstitut

Ho-Tschi-Minh-Stadt (AFP/ AP) – Zum Abschluß seines viertägigen Vietnambesuchs hat Bundeskanzler Helmut Kohl gestern den Grundstein für ein neues Mercedes-Werk in Ho-Tschi-Minh- Stadt gelegt. In der Fabrik sollen vom kommenden Mai an Personenkraftwagen und ab Ende 1996 auch Nutzfahrzeuge gebaut werden. Mit Kosten von rund 98 Millionen Mark ist das Werk eine der größten deutschen Investition in Vietnam. Während des Vietnambesuchs Kohls wurden unter anderem ein Doppelbesteuerungsabkommen sowie Vereinbarungen über technische und wirtschaftliche Zusammenarbeit geschlossen. Deutschland sagte Vietnam für dieses Jahr Wirtschaftshilfen in Höhe von 100 Millionen Mark zu. Seit 1993 sind es damit 275 Millionen Mark. Deutschland ist das drittgrößte Geberland und der fünftgrößte Handelspartner Vietnams.

Der Versuch, in Hanoi ein Goethe-Institut zu errichten, scheiterte: Die vietnamesische Regierung wollte einen ungehinderten Zugang für alle Interessierten nicht zulassen. Erst am Donnerstag hatte die KP Vietnams in einer ZK-Sondersitzung bekräftigt, daß die ideologische Führungskraft der Partei gestärkt werden müsse.

Forschungsminister Jürgen Rüttgers erreichte dagegen, daß in der Technischen Universität Hanoi ein „Deutsches Haus“ als Begegnungsstätte von WissenschaftlerInnen beider Länder eingerichtet wird. Kohl reiste gestern zu einem zweitägigen Besuch nach Singapur weiter.