Athener Uni geräumt

■ Griechische Polizei stürmt das Polytechnikum / 504 Festnahmen

Athen (taz/AP) – Sondereinheiten der griechischen Bereitschaftspolizei haben am Samstag morgen das von anarchistischen Studentengruppen besetzte Athener Polytechnikum geräumt. Dabei nahmen sie 504 Personen fest. Erstmals seit Jahrzehnten hatte die Universitätsleitung eigens zu diesem Zweck das Hochschulasyl aufgehoben, das es den Sicherheitskräften eigentlich verbietet, den Campus zu betreten oder gar Festnahmen zu machen. Während die Polizei Freitag nacht auf die Entscheidung des Hochschulsenats wartete, hielt sie die Besetzer mit Tränengas in Schach. Diese sollen ihrerseits Brandbomben gebastelt und die Inneneinrichtung demoliert haben. Bei einer der Besetzung vorangegangenen Straßenschlacht wurden etwa 20 Demonstranten verletzt und 13 in Polizeihaft genommen.

Lediglich die Minderjährigen unter den Gefangenen wurden noch am gleichen Tag freigelassen, den anderen droht eine Anklage wegen Störung der öffentlichen Ordnung. Nachdem die griechische Presse berichtet hatte, daß ein 17jähriges Mädchen von einem Beamten mißhandelt worden sei, ordnete der Athener Polizeichef eine Untersuchung an.

Zu den Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Polizei war es nach einem Friedensmarsch zur Erinnerung an die Studentenrevolte vom 17. November 1973 gekommen. Vor 22 Jahren wurde ein Aufstand gegen das herrschende Obristenregime blutig niedergeschlagen. Auch damals verschanzten sich etwa 50 Studenten in der technischen Hochschule. Die Militärregierung ließ daraufhin Panzer gegen die Besetzer rollen und tötete mindestens 20 Menschen. Die allgemeine Empörung über das Vorgehen der Junta trug einiges dazu bei, daß sie im Jahr darauf gestürzt wurde.

Die Unibesetzung am Jahrestag des Massakers hat Tradition. So ist schon einmal vor drei Jahren in den im Zentrum Athens gelegenen Universitätsgebäuden Möbel, Geräte und Forschungsmaterial im Wert von einigen Millionen Mark zerlegt worden. abm