50 Profs sollen ins Sparschwein

■ Gestern präsentierte die Bremer Universität ihren neuen Hochschul- Entwicklungsplan: weniger Profs, mehr Fächer, mehr Finanzcontrolling

Das Profil der Bremer Uni soll geliftet werden, sie will sich mit neuen Fachdisziplinen und Forschungsschwerpunkten „den großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ stellen. Der gestern von Rektor Jürgen Timm vorgelegte Hochschulentwicklungsplan (HEP III), gültig bis zum Jahre 2010, nennt dabei vier Bereiche:

Unter die „Verantwortung für die Umwelt“ fallen solche Disziplinen wie die Meeres-, Polar- und Klimaforschung, die terrestrische Ökologie oder die Energieforschung. Der Bereich „Technologische Innovation“ umfaßt das Bio-Engeneering, die Mikrotechnoligien, die Materialwissenschaften, die Informations- und Kommunikationswissenschaften. Verstärkt werden soll daneben die „Sozialverträgliche Ökonomie“, sprich, die Wirtschaftswissenschaften, die Logistik, die Gesundheitswissenschaften und die Sozialpolitikforschung. Als vierten Schwerpunkt nennt das HEP die „Überwindung nationaler Grenzen“, die durch Lehre und Forschung zu internationalen Wirtschaftsbeziehungen, multikulturellen Beziehungen und durch die Sprachwissenschaften eingelöst werden soll.

Damit, erklärt Jürgen Timm, baue die Uni „ein zu den außeruniversitären Forschungseinrichtungen korrespondierendes Potential an Fachgebieten auf“ und erfülle einen Beitrag zur wissenschaftliche Infrastruktur der Region im Sinne des Investitionssonderprogrammes. Tatsächlich ist die Uni auf die Gelder aus dem ISP angewiesen. Bis zum Jahr 2004 sieht dieser Topf eine Milliarde für die Stärkung der wissenschaftlichen Infrastruktur vor. Darauf setzt die Uni ebenso wie auf die Einwerbung von Drittmitteln. Daneben werden zwei Sparinstrumente zur Kostensenkung beitragen. Das Finanzcontrolling soll die Haushaltsseuerung optimieren, ein im Verbund norddeutscher Universitäten entwickeltes Evalutationsverfahren überprüft und korrigiert die Effizienz der Arbeit in den einzelnen Fächern.

Mächtig einsparen will die Uni außerdem, indem sie bis zum Jahr 2010 die Zahl der Professorenstellen von jetzt 350 auf 300 absenken will. Diese Stellen erfahren eine inhaltliche Umschichtung. Derzeit liegt das Verhältnis von geistes- zu naturwissenschaftlichen Professuren bei etwa zwei zu eins, zukünftig soll das Verhältnis zu gleichen Teilen quotiert werden.

Um dem neuen Anforderungsprofil zu entsprechen, soll jedoch der an der Bremer Uni bislang nur schwach vertretene Mittelbau verstärkt werden: Die Zahl von derzeit 410 wissenschaftlichen MitarbeiterInnen soll auf 572 angehoben werden. Der Ausbau des Mittelbaus, räumt der Uni-Rektor ein, fresse die durch die gekürzten Professorenstellen gewonnenen Einsparungen wieder auf, sei aber sehr viel effektiver als die alte Struktur.

Dennoch würde so der finanzielle Bedarf der Uni um etwa 90 Millionen auf 270 Millionen Mark steigen. Fraglich ist, ob das von dem Hochschulgesamtplan abgesegnet wird, der nach Auskunft der Bildungsbehörde im Frühjahr zu erwarten ist. Immerhin sprach sich Senatorin Bringfriede Kahrs eindeutig gegen die Pläne des Finanzressorts aus, die etwa 13,4 Millionen Mark, die in diesem Jahr noch an die Uni fließen sollten, allgemein für die Renovierung von Schulen zu verwenden (s.taz vom 20.11.). Das ist nicht möglich, argumentiert die Senatorin in ihrer Vorlage für die heutige Senatssitzung, bei der darüber verhandelt wird. „Die Hochschule benötigt diese Restliquidität.“ dah