■ Handball
: Kiel plant Etablierung der Champions League

Berlin (taz) – Bevor er anfing, sich mit dem heute beginnenden Super-Cup und seinen Ambitionen auf die linke Rückraumposition im Nationalteam zu beschäftigen, hat Thomas Knorr (24) noch einen Gedanken an die Champions League verschwendet. Nach zwei Siegen gegen Granitas Kaunas (24:21, 26:21) ist der erneute Einzug des THW Kiel unter die besten acht Vereinsteams Europas geschafft, doch das reicht ihm nicht. „Ich hoffe“, sagt der Kieler Antreiber, „daß wir uns diesmal etwas besser behaupten.“

Notorische Auswärtsschwäche hatte im vergangenen Jahr den internationalen Garaus zur Folge. Um alle Gefahr auszuschließen, hatte Manager Uwe Schwenker für das Achtelfinale den klammen Litauern ihr Heimrecht abgehandelt und durch beste Resonanz am Austragungsort Berlin gleich noch echten Imagegewinn gemacht. Kaunas, identisch mit der litauischen Nationalauswahl, war im eigenen Heimspiel chancenlos. „Es hat sich ausgezahlt“, sagt daher Schwenker, „auch wenn es etwas fragwürdig erscheint.“

Er hatte Geld, die anderen brauchten es. Das Problem bei der internationalen Vermarktung des Spiels, der Champions League im besonderen: Mit den Besten ist nicht immer bestes Geld zu machen. Frauenmeisterin TuS Walle- Bremen ist qualifiziert, will aber die heutige Auslosung abwarten: „Wenn wir nur Gegnerinnen aus Osteuropa erhalten und das Fernsehen nicht überträgt, wäre die Champions League für uns ein Zusatzgeschäft“, sagt Walle-Manager Jens Eckhoff.

Da sieht die Lage in Kiel erheblich besser aus. Zwar wären auch Klubs wie SKA Minsk, Fotex Veszprem oder Celje Pivo Lasko nicht der große Bringer, doch „wenn alles planmäßig läuft“, sagt Schwenker, „können für uns rund 250.000 Mark übrigbleiben.“ Geld, das „überhaupt nicht im Etat eingeplant“ ist, das der THW aber selbstredend „gut gebrauchen“ kann. Aber es geht auch um zunächst nur indirekt Monetäres. Die Champions League, sagt der Manager, sei „wichtig für den THW und sein Umfeld“. Der Klub hat in der Nur-Handballstadt nach zwei Titeln in Folge längst eine Bringschuld. Außerdem, sagt Schwenker, „geht es auch um das Selbstverständnis der Handballnation Deutschland“. Nicht zu vergessen: Weitere Etablierung des Produktes Champions League. Er hoffe, hat Thomas Knorr gesagt, „daß wir diesmal ins Finale kommen“. Das würde dabei sicher helfen.pu