Unterm Strich

Vertreter von europäischen Museen und Industriekultur-Projekten haben am Sonntag in Saarbrücken das Netzwerk „Europäische Kultur der Arbeit“ (NEKTAR) gegründet. Ziel des von der EU geförderten Projekts ist es, in den sieben beteiligten Ländern Museen, Geschichtswerkstätten, Vereine, Industriekultur-Projekte und ganze Regionen im Rahmen eines „sanften Tourismus“ besser zu vermarkten. Bei „erlebnisorientierten Reisen“ sollen künftig mehr Interessenten in den Regionen Einblicke in den Alltag von Kultur und Arbeit ermöglicht werden. Als Berliner kennt man das Vorbild für dieses Unternehmen aus dem eigenen Kiez: StattReisen. Die Zentrale der neugegründeten Ideenfabrik „Kultur der Arbeit“ befindet sich in der Nähe der zum Weltkulturerbe erhobenen Alten Völklinger Hütte. Unter den 20 NEKTAR-Mitgliedern befinden sich namhafte Museen aus Großbritannien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien sowie Einzelpersonen und Stiftungen.

In Dresden dagegen ist man uneins, welcher Art Kulturerbe für den „sanften Tourismus“ hergerichtet werden soll. Ist's die Arbeit oder sind's die Kirchen, für die Gäste an die Elbe pilgern? Im Streit über die Verwendung öffentlicher Mittel für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche jedenfalls halten sich Befürworter und Gegner nahezu die Waage. Einer Umfrage der Technischen Universität zufolge seien 48 Prozent der Dresdener dafür, das Vorhaben ausschließlich durch Spenden zu finanzieren, schreibt die Tageszeitung „Dresdener Neueste Nachrichten“ in ihrer Montagausgabe. 46 Prozent befürworteten dagegen, daß auch öffentliche Mittel verwendet werden. Vor allem die Altersgruppe der 18- bis 24jährigen sowie die über 60jährigen hätten sich für eine staatliche Unterstützung ausgesprochen. Dem Rest sind öffentliche Gelder offenbar sicherer in ABM- und Arbeitslosen- Projekten angelegt. Die evangelische Landeskirche hatte wiederholt betont, daß sie zwar das Grundstück, auf dem sich die 1945 zerstörte Kirche befindet, in das Vermögen der Stiftung für den Wiederaufbau einzubringen bereit sei. Kirchensteuermittel stünden dagegen nicht zur Verfügung. Auch die drei Millionen Mark, die die sächsische Kirche im nächsten Jahr ins Stiftungsvermögen einbringen will, sollen ausschließlich für den Unterhalt der Kirche nach ihrem Wiederaufbau genutzt werden.