Die Bahn im Grenzbereich

■ Kunden werden auf ihrer Reise von Deutschland in die Schweiz eingesperrt

Lindau (taz) – Für den Europaabgeordneten Klaus Rehder (SPD) ist es ein „europäischer Aberwitz“, für die Grenzpolizei Lindau schlicht „kundenfreundlich“. Es geht um die sogenannten Sperrwagen bei den acht Eurocitys, die täglich zwischen München, Basel und Zürich verkehren. Vom österreichischen Bregenz und dem schweizerischen St. Margarethen werden die Waggons der 2. Klasse abgeschlossen.

Durch das Absperren werde die Kontrolle der Reisenden vereinfacht, so Karl Heinz Laudenbach, Chef der Lindauer Grenzpolizei. In diesem Jahr habe man bereits 400 Drogenfunde und sogar schon eine Handgranate in Zügen entdeckt.

Offen bleiben allerdings die Waggons der 1. Klasse und der Speisewagen. Hier zeigt sich die Bahn nach wie vor kundenfreundlich. Hier säßen nun einmal weniger Fahrgäste, die leichter zu kontrollieren seien. Den Speisewagen könne man ebenfalls nicht absperren, sagt Laudenbach. „Wir können doch nicht jemanden sagen, der gerade ein Schnitzel bestellt hat, er soll später weiteressen“, meint Laudenbach.

Sollte jemand nicht rechtzeitig bemerken, daß er im Sperrwagen sitzt, würde man ihm „selbstverständlich jederzeit am gewünschten Bahnhof“ auf eine entsprechende Aufforderung hin die Tür öffnen.

Die Pressefahrt vom vergangenen Sonntag, die der Europaabgeordnete Rehder unter dem Schlagwort „Eingeschlossen in Europa“ abhielt, findet Laudenbach eine „völlig überzogene Aktion“. Gerade der Parlamentarier müßte doch wissen, daß die Grenzpolizei von einer Beobachtergruppe der Europäischen Kommission immer wieder auf die Einhaltung der geforderten Grenzkontrollen laut Schengener Abkommen überprüft werde. „In den letzten 25 Jahren hat es gegen diese Praxis nicht eine schriftliche Beschwerde gegeben.“ Klaus Wittmann