Sri Lankas Truppen dringen in Jaffnas Vororte ein

■ Die Strategie der tamilischen LTTE bleibt unklar: Häuserkampf oder Rückzug in den Dschungel? Die Regierung beauftragt das Rote Kreuz mit Flüchtlingshilfe

Delhi (taz) – Die srilankische Armee steht, einen Monat nach Beginn ihrer Kampagne gegen die separatistische Tamilenorganisation LTTE, in den Vororten Jaffnas. Ob die auf der gleichnamigen Halbinsel gelegene Stadt allerdings kurz vor dem Fall steht, ist weiterhin unklar. Von der LTTE weiß man nicht, ob sie eigene Opfer vermeiden will und sich in den Dschungel im Süden zurückzieht, oder ob sie der Armee möglichst hohe Verluste zufügen will.

Auch die „Befreiungstiger“ wissen allerdings, daß die schläfrige Kleinstadt am Rand der großen Jaffna-Lagune militärisch nicht zu halten ist und auch keinen strategischen Wert hat. Flüchtlinge aus Jaffna haben berichtet, daß die „Tiger“ die Zivilbevölkerung mehr oder weniger gezwungen haben, die Stadt zu verlassen. Möglicherweise hoffen sie darauf, sich später unter die zurückkehrenden Flüchtlinge mischen zu können. Vielleicht wollen sie auch die Stadt leeren, um bessere Bedingungen für einen Kampf von Haus zu Haus zu schaffen.

Die meisten Bewohner konnten offenbar Habseligkeiten retten, die ihnen in den ersten Tagen der Flucht überleben halfen. Inzwischen hat sich laut Angaben von Hilfsorganisationen ihre Situation einigermaßen stabilisiert, nachdem viele von ihnen über die Lagune in den Süden gelangen konnten und im Kontrollbereich der srilankischen Behörden auch besser versorgt werden können.

Für die noch immer über hunderttausend Flüchtlinge auf der Halbinsel selbst scheint es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zu gelingen, den Nachschub von Hilfsgütern sicherzustellen. Die Regierung hatte der Genfer Organisation vor zwei Wochen die Koordinationsaufgabe für die Flüchtlinge auf der Halbinsel Jaffna übertragen, um eine internationale Hilfsaktion unter UNO- Schirm zu vermeiden.

Trotz der militärischen Erfolge im Norden kommt im Land dennoch keine Siegesstimmung auf. Dies liegt einmal daran, daß im Osten, wo die LTTE weite Landstriche beherrscht, die Armee immer wieder schwere Verluste erleidet. Am Sonntag morgen kam es im Batticaloa-Distrikt zu einem Überfall auf eine Armee- Patrouille, bei der offenbar 38 Soldaten getötet und 24 verletzt wurden; mindestens fünfzig „Tiger“ sollen kurz darauf gefallen sein, als sie ihrerseits durch Verstärkungen der Armee in ein Gefecht verwickelt wurden. Daß der Krieg auch im Norden noch nicht zu Ende ist, zeigten die Rebellen am Samstag, als sie offenbar von einem Boot aus ein Transportflugzeug chinesischer Bauart beim Anflug auf den Stützpunkt Palali über dem Meer abschossen. Bernard Imhasly