Dasa schickt Dolores

■ Daimler-Konzern beschließt Massenentlassungen

Die erwartete Schreckensmeldung kam gestern um halb vier: „Wettbewerbsinitiative der Dasa wird bestätigt“. Dieser Euphemismus für Massenentlassungen in den deutschen Werken der Daimler-Benz Aerospace bedeutet auch für 1.052 ArbeitnehmerInnen des Bremer Dasa-Werkes: arbeitslos.

Nach „ausführlicher Diskussion“ habe der Vorstand der Daimler Benz AG dem Sanierungskonzept „Dolores“ zugestimmt. Der Unternehmensbereich Dasa solle „auch bei niedrigem Dollarkurs wettbewerbsfähig erhalten“ bleiben. Bereits am Montag hatte der Dasa-Vorstand die abgespeckte „Dolores“-Version vom 23.10 gesegnet.

Von den 16.800 Dasa-MitarbeiterInnen in Deutschland werden rund 8.100 Menschen entlassen: 4.121 in den Sparten Luftfahrt und Antriebe, 4.000 in der Verwaltung und durch den Verkauf von drei Werken in Süddeutschland. In Nordenham verlieren 700 Menschen ihre Arbeit, in Varel 200.

Aus der Dasa-Zentrale München waren gestern keine konkreten Pläne für den Bremer Standort zu hören. „Im Dialog mit den Arbeitnehmern müssen wir sehen, was man machen kann“, sagte ein Sprecher. „Schnellstmöglich“ müßten Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat geführt werden. Der geriet gestern nachmittag „total durcheinander“, wie ein Betriebsratsmitglied sagte. „Wir werden uns eine Meinung bilden und weiter kämpfen“. Heute um zehn Uhr teilt der Betriebsrat sie der Belegschaft mit.

Wortführer bei den Verhandlungen wird der neue Vorsitzende des Dasa-Konzernbetriebsrates Erwin Hilbrink sein. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende aus Varel wurde gestern in sein neues Amt gewählt. Vor dem Kahlschlagp-Beschluß sah Hilbrink noch einen „Hoffnungsschimmer am Horizont“.

Nur mit einem Kompromiß sieht Dettmar Leo, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, Chancen für ein Eingreifen des Landes. „Daimler muß ein abgestimmtes Konzept für die Sicherung der Arbeitsplätze vorlegen“, sagte Leo. Bremen dürfe sich nicht erpressen lassen. Vor einigen Wochen hatten die Fraktionen bereits eine Forschungs-Initiative initiiert: Wenn das Flügelzentrum in Bremen bleibe, werde es eine subventionierte Kooperation mit der Universität geben. „Dolores“ jedoch will das Flügelzentrums verlagern.

„Empört“ reagierte auch CDU-Fraktionssprecher Roland-Mike Neumeyer. „Die Konzern-Entscheidung ist nicht aktzeptabel“, sagte er. Die Bremer Vorleistungen im Wissenschaftstransfer müßten vom Konzern berücksichtigt werden. Ludwig Hettling von der AfB-Fraktion „verurteilte aufs schärfste“ die Daimler-Entscheidung. Am Montag kritisierten die Grünen „Dolores“ als „ein krasses Beisspiel für eine auf Gewinnmaximierung getrimmte Konzernpolitik ohne soziale und regionale Rücksichten“. An die Dasa dürften keine öffentlichen Gelder fließen, solange nicht ein „abgestimmtes Zukunftskonzept“ vorliege. ufo