Wer hat Angst vorm roten Mann?

Bonn (taz) – Am 29. November, unmittelbar vor einer Veranstaltung Gregor Gysis in Saarlouis, trifft der PDS-Lenker auf den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine. Noch vor dessen Wahl zum neuen SPD-Vorsitzenden wurde dieses Treffen vereinbart. Seither warnen führende Politiker von Union und FDP vor einer „Volksfront“, so als stünde die Weltrevolution bevor. Anfangs verunsichert, reagiert die SPD inzwischen resolut: „Wer selbst kommunistische Parteien geschluckt hat, chinesischen Generälen ungezwungen die Hand schüttelt und mit PDS-Spitzenkandidaten das Talkshow-Sofa teilt, entlarvt sich als politischer Pharisäer“, konterte SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering. Schließlich soll hier nichts verhandelt werden, sagt Wolfgang Thierse als stellvertretender SPD-Chef aus dem Osten, sondern gestritten. Ausgrenzen könne man einen demokratisch gewählten Vertreter nicht. Das „zementiert die PDS als ostdeutsche Protestpartei und erschwert die deutsche Einheit“, formulieren Ost-SPD- Chefs wie Reinhard Höppner oder Manfred Stolpe und haben in diesem Sinne grünes Licht für das Gespräch gegeben. Gegner des Treffens wie Markus Meckel befinden sich in der Minderheit.

Auch durch die CDU geht beim Verteufeln der PDS-Kontakte inzwischen ein Riß. CDU- Sprecher im Osten haben längst nicht so giftig reagiert wie ihre Oberen in Bonn. Denn CDU- PDS-Kooperationen sind in Mecklenburg und Brandenburg längst selbstverständlich. Und Bindungen aus dem alten Blockparteidasein bestehen noch vor Ort. Schon seit längerem mahnen führende Unionspolitiker zum entkrampfteren Umgang mit der PDS. Denn da seien auch einmal Wähler abzuholen, in der längst bürgerlichen Volkspartei PDS. Holger Kulick