■ Das Portrait
: Joachim Sartorius

Er hat kein Abitur. Sein „baccalauréat“ machte Joachim Sartorius in Bordeaux, zuvor war er in Tunis, im Kongo und in Kamerun zur Schule gegangen. Der Diplomatensohn studierte Jura und Politikwissenschaften.

Allzu überraschend kam seine Berufung zum Generalsekretär des Goethe-Instituts nicht. Sartorius ist ein distinguierter Kulturdiplomat. Zuletzt Leiter des Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, ist er derzeit leitender Apparatschik im Berliner Kultursenat. Der 49jährige wird Nachfolger von Horst Harnischfeger, der seinen Vertrag nicht verlängert hat. Als Generalsekretär ist Sartorius dann, zusammen mit zwei Stellvertretern, die Exekutive des zentralen Goethe- Instituts. Dessen Präsident Hilmar Hoffmann hatte offenbar auf Sartorius gesetzt.

Als Neuberufener zeigt sich Sartorius gemäßigt optimistisch. Er glaubt, daß die Kürzungen in der auswärtigen Kulturpolitik nicht weitergehen werden. Die von Enzensberger initiierte Debatte habe Früchte getragen; tatsächlich sei die Präsenz des Goethe-Instituts unumgänglich, mit neuen Instituten zum Beispiel in Kiew und in Peking. Die Mittel müßten aufgestockt werden, um nicht Institute anderswo schließen zu müssen. Was die Aufgaben des Instituts betrifft, hält Sartorius es für „eine Frage des guten Stils, nicht in Details zu gehen“, solange er noch nicht im Amt ist.

Neuer Generalsekretär des Goethe-Instituts Foto: P. Peitsch

Er deutet allerdings an, daß die Frage der Repräsentation westlicher Kulturen gegenüber „gleichwertigen anderen“ zur Klärung ansteht, also das internationale Rahmenwerk des Austausches und der Verständigung neu überdacht werden muß.

Dabei sitzt Joachim Sartorius allerdings an der Quelle. In diesem Jahr ist sein „Atlas der Poesie“ erschienen, die Weltkarte der Lyrik vom Iran bis Island. Seine eigene Neigung zum Schreiben entdeckte er mit Mitte Zwanzig, so daß der Konflikt Vermitteln oder Selbermachen nun schon sein halbes Leben umspannt. Seine neuesten Gedichte erschienen in einem Text/Bild-Band, den er mit der Fotografin Nan Goldin gemacht hat: „Daß der Kurs für Laufstegarbeit / sich lohnte. Man sieht / den Ständer nicht. Ich helf / dir in den Gürtel, den / schlaraffenen Schwanz.“ So ist Sartorius nicht nur ein Freund der Künstler, sondern auch ihr Konkurrent. Nach ein paar Gläsern Wein ist das ein solider schwankender Boden für sarkastische Scherze, die ihm gelingen wie wenigen. Ulf Erdmann Ziegler