Müde Opposition gegen Kinkel

■ Aktuelle Stunde zur Verschiebung der Islam- Konferenz. Kinkel: „Ich brauche keine Nachhilfe“

Bonn (taz) – Den Rücktritt von Bundesaußenminister Kinkel hat in der von der SPD beantragten Aktuellen Stunde zur Verschiebung der Islam-Konferenz niemand mehr gefordert. Die Opposition warf Kinkel gestern müde vor, er habe nicht dem Wunsch des Parlaments entsprochen und den iranischen Außenminister Welajati nicht ausgeladen. Vielmehr habe er durch das Verschieben der Konferenz die übrigen islamischen Staaten mit der iranischen Regierung auf eine Stufe gestellt und so den Dialog mit der islamischen Welt gefährdet. Die Regierungskoalition stellte sich hinter Kinkel und verteidigte dessen Entscheidung als „einzig machbare Lösung“. „Ich brauche niemanden, insbesondere nicht Sie als Nachhilfelehrer für Israel“, rief der sich sichtlich mißverstanden fühlende Kinkel den Bündnisgrünen zu und kramte ein Zitat des Grünen Ströbele hervor, in dem dieser die irakischen Raketenangriffe auf Israel im Golfkrieg als Konsequenz der israelischen Außenpolitik bezeichnet hatte.

Auf Antrag der Bündnisgrünen hatte der Bundestag – auch mit Stimmen der Regierungsparteien – vor knapp zwei Wochen gefordert, den iranischen Außenminister Welajati von der geplanten Islam- Konferenz auszuladen, nachdem der iranische Präsident Rafsandschani die Ermordung des israelischen Premierministers Rabin öffentlich gutgeheißen hatte. nin