Kommentar
: Falsche Sparlogik

■ Integration Behinderter nicht nur teuer

Auflösung der Sonderschulen, gemeinsamer Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern – das soll möglich sein? Es ist möglich, es ist erfolgreich, und es macht sogar Spaß! An Bremer Grundschulen und Orientierungsstufen kann man sich das tagtäglich ansehen, und die Bildungsexperten kommen von weither, um vom „Bremer Modell“ zu lernen. Wenn es eine gute Nachricht gibt aus Bremen, dann diese. Die schlechte Nachricht: Die Große Koalition will das Bremer Modell kappen. Behinderte Schulkinder, die womöglich vom Kindergarten an in die nichtbehinderte Welt integriert waren, sollen ab Klasse 7 in die Sonderschule gehen.

Wahrscheinlich hat die Baubehörde sogar recht: Rechnet man jeden Aufzug, jede Rampe, jedes Spezialklo zusammen, wird die Kooperation sehr teuer. Und die Bildungsbehörde sagt: keine Provisorien! Ganz oder gar nicht, das klingt behindertenfreundlich. Heißt in Giftlistenzeiten aber leider: ab in die Sonderschule!

Auch das klingt gut: Die Schulen sollen nicht noch mehr Last mit den Behinderten haben. Wer dagegen einmal erlebt hat, wie engagiert sich Lehrer, Eltern und Schüler für die Kooperation einsetzen, der weiß: Wenn die Alternative Sonderschule heißt, sind die zu vielem bereit. Belastbar sollte sich dann aber auch eine Regierung zeigen, die sich dem Vernehmen nach aus christlichen und sozialen Anteilen zusammensetzt. Burkhard Straßmann