Das Geständnis Rohs

Gebannt verfolgten die SüdkoreanerInnen an ihren Fernsehgeräten ein unerhörtes Ereignis: die Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Roh Tae Woo. Damit hatte der Bestechungsskandal, der das Land seit Wochen in Atem hielt, seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Ende Oktober hatte Roh vor laufender Kamera und mit tränenerstickter Stimme gestanden, während seiner Amtszeit von 1988 bis 1993 Bestechungsgelder in Höhe von 910 Millionen Mark erhalten zu haben.

Gezahlt hatten südkoreanische Konzerne, das Geld war auf Geheimkonten verbucht und überwiegend „für politische Zwecke“ verwandt worden – bis auf einen Restbetrag von 270 Millionen Mark. Wofür er die gebraucht hatte, wollte er lieber nicht sagen.

Eine Karikatur der Far Eastern Economic Review kommentiert das Geständnis so: „Geben Sie mir die Schuld!“ sagt Roh – eine Puppe, die von der Hand der koreanischen Großkonzerne geführt wird – ins Mikrofon.

Nach tagelangen Verhören wurde Roh am 16. November verhaftet und in ein Seouler Gefängnis eingeliefert. li