Schutz für Bauern

■ Der Wald stirbt – aber Minister Borchert benennt die Verursacher nicht

Berlin (taz) – Die Massentierhaltung und der Einsatz von Kunstdünger sind Hauptursachen fürs Waldsterben. Landwirtschaftsminister Jochen Borchert, der gestern den „Waldzustandsbericht“ vorstellte, erwähnt diesen Zusammenhang jedoch nicht. Mit einem lauwarmen Appell an die BürgerInnen, durch Verhaltensänderungen beim Autofahren und Heizen für bessere Luft zu sorgen, ging er einer Konfrontation mit den Bauern aus dem Weg.

61 Prozent der deutschen Bäume sind krank, 22 Prozent sind schwer geschädigt. Damit hat sich die Statistik im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht verbessert, Experten gehen jedoch davon aus, daß das vor allem auf das Ausbleiben von langen Trockenperioden in diesem Jahr zurückzuführen ist. Auch das Umweltbundesamt meint, daß die Grenzen der Belastbarkeit durch Säure und Stickstoff in weiten Teilen Deutschlands überschritten sind. Nur eine massive Änderung der Landwirtschafts- und der Verkehrspolitik könne dazu führen, daß bestimmte Baumarten nicht von Gräsern und Sträuchern verdrängt werden. Borchert schmäht derartige Anmerkungen hingegen als „Kassandra-Rufe“, die durch die Realität widerlegt würden.

Die Umweltschutzgruppen Robin Wood und Naturschutzbund werfen Borchert vor, durch die von ihm vorgelegte Düngeverordnung das Problem zu zementieren: An der flächenunabhängigen Massentierhaltung ändert sich nichts. Dadurch werden weiter Hunderttausende Tonnen Gülle auf die Felder gekippt, aus denen Ammoniak ausgast. Das überdüngt den Wald und macht ihn krank.

(vergleiche taz vom 23.11.)