Tiger im Medikament

■ Zollbeamte finden Substanzen geschützter Tiere in Arzneimitteln

Hamburg (taz) – „Ein alarmierendes Ergebnis“ präsentierte der Kölner Zollfahnder Leonhard Biel gestern in Hamburg. Bei einer Razzia hatten FahnderInnen in der vorigen Woche über 3.000 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (WA) geschützte Tier- und Pflanzenprodukte beschlagnahmt. Vor allem in Arzneimitteln der „Traditionellen Chinesischen Medizin“ (TCM) fanden die ZollbeamtInnen immer wieder Substanzen des vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tigers.

Den Tip für den Coup hatte der World Wide Fund of Nature (WWF) gegeben. Bei Stichproben im Frühjahr hatten die Artenschützer festgestellt, daß der Handel mit TCM-Produkten blüht. Bei der Durchsuchungsaktion wurde die Zollfahndung prompt fündig. Allein in Hamburg beschlagnahmten Zollfahnder 5.300 Präparate und Arzneien sowie diverse Flaschen „Tigerwein“. Dieses Getränk enthält Substanzen der Knochen, Barthaare und Fette des Sibirischen Tigers. Weitere Schwerpunkte der Aktion waren München und Köln. Hamburg schlägt deshalb so zu Buche, weil sich dort eine „Verteilerstation“ befindet. Biel: „Wir müssen davon ausgehen, daß es eine Vielzahl an Geschäften gibt, die solche Produkte verkaufen.“ Ein Verstoß gegen das WA-Abkommen kann mit Geldbußen bis zu 100.000 Mark bestraft werden. Für WWF-Sprecher Georg Schede spricht dieses Ergebnis eine deutliche Sprache: „Die Umsetzung des WA funktioniert bei uns und in der EU nicht.“ Während früher viele Arten durch Einengung des Lebensraums oder der Umweltzerstörung bedroht waren, sind die 26.000 WA-geschützten Tiere und Pfanzen nunmehr durch den illegalen Handel bedroht. Kai von Appen