Happy-End für Abdelouahab

■ Eine kurze Liebesgeschichte: Erst nach einem Selbstmordversuch sichern dulden deutschen Behörden Martina R.'s algerischen Freund für die Hochzeit

„Man fragt doch nicht gleich nach dem ersten Glas, wann heiraten wir?“ Eine Hochzeit ist für die Bremerin Martina R. etwas besonderes. Das vertrat sie selbst vor wenigen Tagen noch vor der Bremer Ausländerbeauftragten – obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon Zweifel bekommen hatte, ob auch die Ehe mit einem abgelehnten Asylbewerber etwas Besonderes sei: Der Mann, den Martina R. heiraten wollte, sollte nach Algerien abgeschoben werden, bevor das letzte Heiratspapier von den algerischen Behörden korrigiert worden war. Nur sein Selbstmordversuch verhinderte die Abschiebung (die taz berichtete).

Mittlerweile bietet die Behörde dem jungen Mann die Wiedereinreise an – sobald alle Papiere vorliegen. Vorher aber muß er ausreisen.

„Eigentlich wollte ich nie heiraten“. Martina R. ist ehrlich. Sie hat umdisponiert: Als sie sich im Februar in Abdelouahab H. verliebte, begriff sie schnell, daß nur die Ehe die Beziehung mit dem Freund garantieren würde. „Mein Gott, in Deutschland überlegt man sich sonst nach zehn Monaten Beziehung doch höchstens, ob man zusammenzieht. Das war ein großer Schritt für mich“, sagt sie. Die deutschen Behörden allerdings hätten das noch schneller erwartet. Inklusive aller Heiratsdokumente. „Wenn du einen Ausländer heiraten willst, hast du keinen Moment Ruhe.“

Dabei bräuchte Martina R. die. Es gibt es genug zu bedenken. Das merkt, wer Martina zuhört. Zwar gehen ihr algerische Ortsnamen schon fließend von der Lippe. „Anabar“ beispielsweise. Aber da liegt auch Zündstoff für sprachliche Mißverständnisse. Als zwischen den beiden die Rede auf die Hafenstadt Anabar kam, dachte Martina, ihr Freund wollte das Thema wechseln – und an die Bar gehen. Jetzt kann sie darüber lachen, das ist nur ein harmloses Beispiel für Unverständnis. „Vieles ist eben nicht einfach.“ Auch nicht der Altersunterschied. Deswegen fragte sie einmal sogar Abdelhouhabs Vater am Telefon, „ob ihm das nichts ausmacht, daß ich fünf Jahre älter bin.“ Aber der sei ganz zufrieden mit der Wahl seines Sohnes. Und die künftigen Schwägerinnen einfach nett. „Richtig herzlich.“

Gesehen hat Martina R. die neuen Familienangehörigen noch nie. Nur mit ihnen telefoniert; die Familie mußte ja die Heiratsdokumente besorgen. Die Zeit drängte. „Glücklicherweise sprechen sie französisch.“ Trotzdem waren die Telefonate bitter für Martina R. „Erst ganz zum Schluß habe ich ihnen gesagt, daß Karim in Haft ist.“ Karim, so nennt sie ihren Mann. „Uns war das so unangenehm.“ Außerdem hatte die 30jährige Bremerin schon Reise-Knigge verschlungen: In der Rubrik Wie benehme ich mich in Algerien richtig stand, daß man nicht sagt, wenn es einem schlecht geht. Da beließ sie es lieber beim blumigen Telefonzeremoniell mit seiner Familie in Tebessa.

Nur mit Imam Basri dagegen war die junge Frau ganz offen. So gerne Karim gewollt hätte, daß sie zum Islam konvertiert – sie blieb standhaft. „Ich weiß noch zu wenig über den Islam.“ Deshalb fand die islamische Trauung der beiden auch bei ihr zuhause statt. „Es wäre nicht gut gewesen, in die Moschee hineinzugehen, und nicht als Muslimin wieder herauszukommen.“

ede