Mehr Leistung in der Lehre

■ Studierende bewerteten die Vorträge ihrer Dozenten

Universitäten und Schulen haben eines gemeinsam: Sie genießen einen denkbar schlechten Ruf. Das schlägt sich auch im Image von Dozenten und Lehrern nieder. Wächst die Bildungsmisere auf dem Mist der „faulen Säcke“, wie manche Politiker schimpfen? Unter all den Verbesserungsvorschlägen, die zur Zeit kursieren, ist auch wieder die Forderung zu hören, Lehrer und Dozenten sollten nach Leistung bezahlt werden. Dies verbessere die Lehre. Aus Sicht der Lehrenden kann das aber einmal mehr nur mehr Geld heißen, keinesfalls weniger.

Die Vertreter der Sozialwissenschaftsstudenten an der Humboldt-Universität wollten es genauer wissen: Sie organisierten eine Befragung aller Studierenden an ihrem Fachbereich. „Im Mittelpunkt der Evaluation standen didaktische Kriterien der angebotenen Veranstaltungen“, berichtet Frank Seyffert, Sprecher der StudentInnenvertretung an der Humboldt-Uni. „Entscheidend für die Qualität der Lehre ist schließlich nicht nur das Fachwissen der Dozenten, sondern zum Beispiel auch ein verständliches Tafelbild oder daß man gut mitschreiben kann.“ Dies werde an der Universität jedoch vernachlässigt.

Seyffert sieht in der Befragung einen Denkanstoß zur Aufwertung der Lehre gegenüber der Forschung: „Hier müssen Anreize geschaffen werden, damit die Dozenten sich wieder verstärkt um die Studierenden kümmern.“ Auch Larissa Klinzing, tätig im Personalrat der Humboldt-Uni und im Referat für Hochschule und Forschung bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), befürwortet diese Position: „Die Leistungen auf dem Gebiet der Lehrtätigkeit sollten ruhig bewertet werden.“ Außerdem förderten befristete Berufungen sowohl den Ehrgeiz als auch die Anstellungschancen des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sowohl Klinzing als auch Seyffert betonen jedoch, daß es nicht darum gehe, Druck auf die Dozenten auszuüben. Diese seien ebenso Leidtragende des allgemeinen Geldmangels wie die Studierenden.

Max Rosenthal vom Landesvorstand des Deutschen Philologenverbandes hält leistungsbezogene Besoldung auch im Gymnasialbereich für wünschenswert: „Lehrer machen vieles extra in ihrem Beruf, aber zum Nulltarif. Das sollte sich ändern.“ Für zusätzliches Engagement soll es seiner Meinung nach also mehr Geld geben. Das Problem ist allerdings das gleiche wie an den Unis: Das Geld fehlt. Rosenthal weiß: „Das ist ein heißes Eisen, denn wo soll man das Geld hernehmen, ohne jemandem auf die Füße zu treten.“ Da das niemand weiß, wird die leistungsbezogene Besoldung noch eine Weile auf sich warten lassen. Denn von Lohnverzicht bei entsprechend geringer Leistung traut sich niemand zu sprechen. Lars Klaaßen