■ Werder
: Da-sach-ich-nichts-mehr zu

Endlich. Der Knoten ist geplatzt. Die Serie der Unentschieden im Weserstation konnte gestoppt werden. Werder landete die erste Heimniederlage. Was lange währt, wird endlich wahr: „Wir sind auf dem richtigen Weg“, hat der Trainer Woche für Woche versichert. Der 15. Spieltag läßt nur einen Weg erkennen – den nach unten, vor allem mental.

Gegen Hansa Rostock überraschte das Team von Ad de Mos mit einer 90minütigen Verzichtserklärung auf intelligenten, selbstbewußten, spielfreudigugen Fußball. Wenn eine ganze Mannschaft neben sich steht und also auch jeder einzelne Spieler, dann kommen die Bälle eben nicht an. Wenn aber es doch gelingt, taucht sofort ein neues Problem auf: wohin damit. Im Zweifel in die Breite oder aber zurück. In solchen Momenten fällt es schwer, dem Tribünen-Nachbarn zu widersprechen, wenn er dazu sagt: „Da-sach-ich-nichts-mehr-zu“. Dazu ist zu sagen, daß Werder in den 90 Minuten gegen die frechen, frischen Ostseefußballer das Vergleichsverfahren eröffnet hat.

Nicht, daß der Club konkursreif wäre, aber für Nerven und Spielkultur ist dringend über eine Auffanggesellschaft nachzudenken. Die Signale vom Spielfeld sind Hilferufe: Mirko, der unnachahmliche Zuverlässige, flüchtet in resignative Handbewegungen. Marko, der intelligente Offensive, verkommt im Arbeitsfrust. Junior, der brasilianische unter den Bremern, dessen Fouls und Fehler gelegentlich durch ihre Eleganz versöhnen, outet sich als Berserker (SAT 1: wie eine Planierraupe, ARD: wie eine Abrißtribüne). Alles Indizien für begründete Zweifel am richtigen Weg. Auch muß einem Trainer wiedersprochen werden, der sich aus der Hansawelle mit einem Lob vernehmen ließ: „Die haben gemacht, was sie könne“. Nicht nur auf der Nordtribüne erinnert man sich: Die können mehr, die können anders.

Es war gegen 16.55 Uhr, als der Fanblock zum ersten Mal den Saisonschlager anstimmte: „Supersupermarioooo“. Die Frage, ob der aus der Mannschaft gecancelte Basler mit dem Spiel hätte versöhnen können, ist nach der Satzung dieses Spieltages nicht zugelassen. Daß sein Name die Tribüne spaltet, hat der Chronist zu registrieren. Ein mächtiges Pfeifkonzert deckte die verzweifelten Mario-Singers zu.

Für Werder gilt jetzt: no risk - no glory. Zum Risiko Basler ein klares „JA“ oder ein definitives „NEIN“. Da helfen keine runden Tische mehr, zum Ausräumen von Mißverständnissen. Da ist eine schnelle Eingreiftruppe gefordert. Das findet auch mein Tribünen-Nachbar, der im übrigen seine Drohung aufrecht erhält: Da-sach-ich-nichts-mehr zu. Michael Geyer