Das Portrait
: Der Standhafte

■ Sergej Dubinin

Für den Vorsitzenden der Staatsduma, Iwan Rybkin, ist er einer der führenden Wirtschaftsexperten und Finanzfachleute des Landes. Andere Abgeordnete bescheinigen ihm außerordentliche Standhaftigkeit, Ordnungsliebe und Prinzipientreue. Auch die russische Presse spart nicht mit Lob. So schrieb die Zeitung Segodnija unlängst, Sergej Dubinin sei äußerst intelligent und handele besonnen. Auf Vorschlag von Präsident Boris Jelzin ernannte die Duma den 44jährigen vor wenigen Tagen offiziell zum neuen Chef der russischen Zentralbank.

Dubinin wurde am 10. Dezember 1949 in Moskau geboren. Nach seinen Studium unterrichtete der promovierte Wirtschaftswissenschaftler von 1974 bis 1991 an der Moskauer Lomonossow- Universität, bis er als Wirtschaftsexperte in den Beraterstab von Präsident Gorbatschow geholt wurde. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion befaßte sich Dubinin in der russischen Regierung zunächst mit den Wirtschaftsbeziehungen zu den anderen Ländern der GUS. Im März 1993 wurde er auf Vorschlag von Boris Federow zum ersten stellvertretenden Finanzminister in der Regierung des Radikalreformers Jegor Gaidar ernannt.

Der neue Chef der russischen Zentralbank, Sergej Dubinin Foto: Reuter

Nach der Ablösung Gaidars durch Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin wurde Dubinin im Januar 1994 amtierender Finanzminister. Als am 12. Oktober 1994, dem sogenannten schwarzen Dienstag, der Rubel an der Moskauer Devisenbörse um rund ein Drittel seines Wertes fiel, fiel auch Dubinin. Präsident Jelzin begründete die Entlassung seinerzeit damit, daß das Finanzministerium die Krise durch Untätigkeit mit verschuldet habe. Doch Dubinin fiel weich und landete, nur knapp einen Monat später, im Schoß der russischen Privatbank „Imperial“, deren Vizepräsident er wurde. Im Sommer dieses Jahres wechselte er als Vorstandsmitglied zum Gaskonzern Gazprom. Dubinin tritt die Nachfolge von Tatjana Paramonowa an, die im Oktober 1994 von Jelzin ernannt, aber nie von der Duma bestätigt worden war. Er gilt als Vertreter einer strengen Anti-Inflationspolitik und hat bereits angekündigt, daß er den bisherigen Kurs der Notenbankpolitik fortführen will. Was den stellvertretenden Finanzminister Wladimir Petrow in weiser Voraussicht schon jetzt zu der Äußerung veranlaßte: „Die Zusammenarbeit mit ihm wird nicht leicht werden.“ Barbara Oertel