Vulkan wabert weiter

■ Norddeutsche Wirtschaftsminister wollen keine Bürgschaft

Den ganzen Tag diskutierte und lauschte Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau gestern auf der Wirtschaftsminister-Konferenz in Hamburg. Doch weder er noch seine Kollegen aus den anderen Küstenländern konnten die drängende Frage klären: Wie stopfen wir das Leck beim Bremer Vulkan?

Dabei waren eigens Vertreter aus dem Vorstand des Bremer Vulkan Verbundes nach Hamburg gereist, um die Politiker zu informieren. Den ganzen Nachmittag tagten die Herren. Ergebnis: „Der Informationsaustausch auf Arbeitsebene wird kontinuierlich fortgesetzt“, wie ein Sprecher des Senats gestern mitteilte. Es dürfte den Wirtschaftsministern auch nicht eben leicht fallen, mindestens 400 Millionen Mark locker zu machen, um die Liquiditätskrise beim Vulkan schnell auszugleichen.

Der größte deutsche Werftenkonzern mit rund 24.000 MitarbeiterInnen im Werften- und Maschinenbau schlingert seit September. Damals hatten 300 Millionen Mark gefehlt, ein Bankenkonsortium streckte die Summe vor. Nachdem der Vulkan dafür jedoch bereits Schiffsbeteilungen an die Banken abtrat, fehlen jetzt Sicherheiten. Friedrich Hennemann, Mitte November zurückgetretener Vorstandsvorsitzender, blieb dennoch stur auf Kurs. Er dementierte jegliche Schwierigkeiten, heizte damit die Spekulationen über die Finanzen des Vulkan an.

„Als ich das Unternehmen vor eineinhalb Wochen verließ, waren die erkennbaren Probleme gelöst“, sagte Hennemann dem Spiegel in einem Interview. Für ihn gibt es keinen weiteren Diskussionsbedarf, obwohl er für die umstrittene Doppelstrategie – Werften, Maschinenbau und Elektronik – verantwortlich ist. Denn allein der Maschinenbauer Dörries Scharmann belastete die Konzermutter Vulkan im Sommer mit 200 Millionen Mark Verlusten. Hennemann schob 170 Millionen Mark über die Werkbank, der Konkurs war vorerst abgewendet.

Damit schlug der Vulkan leck. Erst fehlten 300 Millionen Mark, jetzt nochmal mindestens 400 Millionen Mark. Da die Börse sensibel auf Liquiditätsprobleme reagieren, fiel die Vulkan-Aktie auf 33 Mark, erholte sich wenig und dümpelte gestern bei 40 Mark. Laut geschaßtem Hennemann müssen jetzt die Politiker ran.

In Bremen werden weiter nicht konkretisierte „EU-konforme Lösungen“ geprüft. Heute morgen treffen sich nochmal Scherf, Nölle und Perschau, um über die Sicherung des Vulkan zu sprechen. Perschaus Kollege in Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff, lehnte gestern Bürgschaften seines Landes ab: „In Bezug auf die Werften in Mecklenburg-Vorpommern heißt der Erbe Erich Honekcers Helmut Kohl“. ufo