■ Götz George auf Promo-Tour durch die Provinz
: Ein netter Abend mit dem Totmacher

„Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Haarmann auch zu Dir“, hieß es sehr orginell in Kino aktuell, der wöchentlichen Zeitschrift der Münsterschen Filmtheaterbetriebe. „Soll nur kommen“, dachte ich und besorgte mir eine Eintrittskarte. Schließlich fand ich Götz George schon klasse, als er noch „der Sohn des Bärenjägers“ war.

Ganz besonders freute ich mich darauf, daß die Besucher „nach dem Film Gelegenheit zu einem Gespräch“ mit dem Hauptdarsteller, Regisseur Karmakar und Produzent Schühly haben sollten. Das Weilchen war schnell vorbei, der „Totmacher“ da.

Ort des Spektakels: Roland- Theater Münster. Zeit: Sonntag, 26. 11., 20 Uhr. Zwanzig Minuten vorher herrscht im Foyer und auf der Straße ein kleines, gesittetes Chaos. Obacht! Da kommt das Fernsehen! Wer jetzt nicht auf Zack ist, bekommt blitzschnell ein Mikro ins Gesicht gesteckt und muß belanglose Fragen beantworten.

Verstohlene Blicke werden umhergeworfen: Kommt ER jetzt endlich? Hab' ich IHN vielleicht schon verpaßt, ER soll ja ziemlich klein sein. Die paar beinharten Fans dagegen wissen Bescheid. Sie haben sich mit Stift und Papier am Hinterausgang postiert. Doch auch sie werden erst einmal enttäuscht. Es wird bekannt, daß extra eine Sondergenehmigung eingeholt wurde, damit die Warner- Brothers-Limousine vor dem Kino (Busspur) parken darf, George aber erst nach der Vorstellung eintreffen wird. Egal. Jetzt erst mal Film weggucken.

Vor mir auf dem Balkon sitzt ein Spargel mit einem mächtigen Fotoapparat. Ich bin gezwungen, um ihn herum zu gucken, sehe immer nur die halbe Leinwand, aber was soll ich machen? Ihn bitten, den Kopf abzunehmen?

„Der Totmacher“ ist großartig. Zwei Stunden lang schafft es Götz George, das Publikum in sein Spiel hineinzuziehen (der Spargel knipst doch tatsächlich die Leinwand). Gelacht wird auch. „Der Totmacher“ hat komödiantische Elemente, wenn auch makabre. Über die wird in Deutschland eigentlich nicht gelacht. In England ja, da feixen sie über Krankheit, Mord und Tod. Bei uns gilt so etwas als geschmacklos.

Das faszinierende Spiel ist vorbei, die Lichter gehen an und die Bühne des Kinos wird zum Provinztheater. Premiere-Ansagerin von der Schulenburg übernimmt Haus und Leute. Dann kommen Regisseur, Produzent und ER. George sieht toll aus, richtig dünn in seinem dunkelgrauen Anzug. Armani? Wahrscheinlich! „Irgendwie schtonkmäßig“, meint die Zuschauerin neben mir. Während auf der Bühne alte Fragen gestellt und noch ältere Antworten gegeben werden, knipst der Spargel wie besessen. Produzent Schühly macht sich gerade noch über deutsche Komödien lustig („über ,Manta, Manta‘ lacht im Ausland kein Mensch“), da soll auch schon Schluß sein. Die TV-Ansagerin: „Noch Fragen? Ich sehe niemanden, der eine Frage im Gesicht hat!“

Lautstarker Protest im Saal. Und nun stellt eine verkniffene Person die Frage, die unvermeidlich war. Zuerst zeigt sie sich tief beeindruckt, „ich werde noch tagelang an dem Film zu arbeiten haben“, und dann kommt's: „Was ich nicht verstehe, daß einige Leute während der Vorstellung gelacht haben. Ich fand, da gab's überhaupt nichts zu lachen!“ „Der Totmacher“ macht die Dame kurz und charmant fertig. Er erzählt, daß sie sich bei den Dreharbeiten halb totgelacht hätten, und: „Ohne Humor ist Kunst gar nicht vorstellbar.“ Bravo Götz! Das war's. Schluß der Vorstellung. Ach, würden doch öfter Totmacher die Provinz besuchen. Karl Winter