Dosen-Kartell kassiert

■ Ein Groschen mehr soll Einwegdose stoppen und Dosenpfand vermeiden

Berlin (dpa/taz) – Das Supermarktkartell hat zugeschlagen: Jede Getränkedose in Deutschland soll künftig einheitlich zehn Pfennig teurer werden. Mit dieser Gemeinschaftsaktion wollen Getränkehersteller und Handel den hausgemachten Trend zu Einwegdose stoppen. Würden die Deutschen nämlich künftig noch mehr Getränke aus Blech- und Alubehältnissen konsumieren, wäre die Verpackungsverordnung verletzt. Den Aldis dieser Welt drohte ein Dosenpfand.

Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) begrüßte gestern den Schritt der Industrie als „erfreuliches Zeichen der Kooperationsfähigkeit der Industrie“. Sie wies allerdings auch darauf hin, daß 1994 der Mehrweganteil bei Getränken um ein Prozent auf 72,65 Prozent zurückgegangen sei. Die nach der Verpackungsverordnung vorgeschriebene Mehrwegquote von 72 Prozent sei „ernsthaft in Gefahr“.

Die Industrie will die vielen Groschen aus dem Dosenkartell für ein Sofortprogramm gegen das unkontrollierte Wegwerfen von Einweg-Getränkedosen und für die Förderung von Mehrwegsystemen nutzen. Dazu gehört nach Angaben des Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Peter Traumann, auch Sonderaktionen zum Dosensammeln am Straßengraben. Mit den Maßnahmen soll das Duale System beauftragt werden.

Angesprochen auf etwaige kartellrechtliche Probleme einer gemeinsamen Preiserhöhung verwies Traumann auf die Bonner Koalitionsvereinbarung, wonach Selbstverpflichtungen der Industrie Vorrang hätten.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Einzelhandels, Holger Wenzel, erinnerte daran, daß auch die Mehrwegquote eine „Gemeinschaftsquote“ sei. Auch Merkel sieht die aus ökologischem Interesse geplante Verteuerung nicht als Preisabsprache.

Die meisten Sorgen bereiten Bierdosen. Merkel hatte kürzlich angekündigt, sie sei nicht bereit, den um zwei auf über 14 Prozent gewachsenen Dosenbieranteil tatenlos hinzunehmen. Ähnlich hatten sich Unionsabgeordnete besorgt über die Entwicklung insbesondere in den neuen Bundesländern geäußert. In einigen Regionen soll der Dosenbieranteil bis zu 40 Prozent betragen. Der CSU- Abgeordnete Herbert Frankenhauser plädierte bereits für ein Verbot von Dosenbier. Das Thema Einwegdosen steht auch auf der Tagesordnung der Umweltministerkonferenz der Länder am Donnerstag in Magdeburg. ten