Ein stählerner Regenwurm untertunnelt den Bremer Westen

Ein riesiger stählerner Regenwurm wird sich unter dem Bremer Westen hindurchgraben: Die maroden Abwasserrohre werden ab Februar 1996 ersetzt. Nach der Fertigstellung Ende 1998 sollen die neuen Druckrohrleitungen in einer 4 km langen Tunneltrasse, die in zehn Metern Tiefe verlaufen wird, das gesamte Abwasser aus dem Bremer Westen von Mahndorf bis Gröpelingen und der Gemeinde Lilienthal vom Hauptpumpwerk Findorff zur Kläranlage Seehausen transportieren. Kosten des Projektes der Bremer Entsorgungsbetriebe: rund 42 Millionen Mark. Ursprünglich waren für das Projekt 60 Millionen Mark veranschlagt worden.

An der Stahlhaut der alten Druckrohrleitungen aus dem Jahr 1912 hat der Zahn der Zeit Spuren in Form von Lochfraßkorrosion, große kraterförmige Rostpickel, hinterlassen. Sie waren nicht mehr betriebssicher. Eine alleinige Sanierung der Stahlleitungen durch Einziehen eines neuen Innenrohres hätte dann aber nicht mehr die anfallenden Abwassermengen – vor allem bei starkem Regen – schlucken können. Es hätte eine dritte Leitung verlegt werden müssen. Eine andere Lösung war der Bau von zwei neuen Leitungen, wobei für alle Varianten die sogenannte „offene Bauweise“ oder der Tunnelbau möglich gewesen wäre.

Um bei diesem umfangreichen Projekt sicherzustellen, daß auch die Ideen der Bauwirtschaft beteiligt sind, wurde in dem europaweiten Teilnehmerwettbewerb kein Verfahrensweg vorgeschrieben. Es wurde lediglich eine Funktionsvorgabe gemacht und der Großraum Walle/Gröpelingen – zwischen der Bundesautobahn und der Gröpelinger Heerstraße – als Trassenkorridor angegeben.

Aus den eingereichten Ausführungsmöglichkeiten wurde die Verlegung eines Tunnelrohres im unterirdischen Vorpreßverfahren ausgewählt, in das anschließend zwei Leitungsrohre (Durchmesser ca. 1,2m) eingebaut werden. Für diese Vorpreßtechnik wird eigens eine Tunnelbaumaschine bestellt. Damit sie auch in die erwünschte Richtung buddelt, wird die Maschine über Satellit gesteuert. Pro Tag schafft sie auf diese Weise acht bis zehn Meter. Die Bauarbeiten werden im Februar am Hagenweg beginnen.

Der BEB-Geschäftsführer Dieter Voigt und der Bauleiter Kurt Scheller hoffen, daß der fertiggestellte Abwassertunnel West länger halten wird. „Für die nächsten hundert Jahre sollte der Tunnel halten“, sagte Scheller. Die alten Rohre sollen als Reserve für die Ableitung von Regenwasser erhalten bleiben.

NiWe / Foto: BEB