Vier alle fahren nach Bremen

■ Kommen Autos, kommt Geld: City-Initiative lockt KäuferInnen aus dem Speckgürtel nach Bremen

Die Kosmetikindustrie ist schon vor Jahren auf den Trick gekommen: Zwei in eins. Shampoo und Kurspülung, Duschlotion und Körpercreme in einer Flasche. Billiger und einfacher soll die Kombilösung für die KundInnen sein. Die Werber für die Bremer Innenstadt haben sich nun auch ihren Kollegen vom schäumenden Gewerbe angeschlossen: „4 in 1“ heißt ihre Aktion zur Belebung der Innenstadt in der Vorweihnachtszeit.

Reisen vier Personen in einem Auto nach Bremen, schenkt ihnen die städtische Parkplatzverwaltung Brepark zwei Stunden Parkzeit in einem der sechs Altstadt-Parkhäuser. Der ortsansässige Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) spendiert der autofahrenden Viererbande zudem zehn Mark für ein Mahl in einem von zwölf Restaurants der Innenstadt. Darunter so beliebte Ziele wie „Ratskeller“ oder „Friesenhof“, auch das Bratwurstglöck'l gibt seine Würstel günstiger ab. Wer gar abends etwas erleben möchte, bekommt den Eintritt ins „Travestietheater Madame Lothar“ fünf Mark billiger.

„Wir wollen viele Menschen in die Metropole Bremen holen, aber nicht viele Autos“, sagte Wirtschaftssenator Hartmut Perschau gestern. Er schießt 20 Prozent zu dem rund 800.000 Mark großen Werbeetat zu. Perschau ist der inoffizielle Schirmherr der Aktion von Brepark, Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und City-Initiative. Setzen die Kaufleute und städtischen Verkehrsplaner doch sein vorangiges Ziel der Bremer Wirtschaftsbelebung durch.

„Diese Aktion soll Lust auf die eigene Stadt machen“, sagte Perschau. Die Menschen aus den wohlhabenden Umlandgemeinden sollen überzeugt werden, ihre Gaben in Bremen zu kaufen und nicht nach Oldenburg oder in die Dodenhof-Metropole Posthausen zu fahren. Gerade in der Zeit vor Weihnachten biete sich eine Fahrt nach Bremen an: „Eine derartige gewachsene historische Kulisse und davor den Weihnachtsmarkt gibt es nirgends sonst in Norddeutschland“, hat der Wirtschaftssenator beobachtet.

Die „gemeinsame City-Marketing-Initiative“ (Pressetext) wirbt mit dem Slogan „Wir fahren nach Bremen“ auf Plakaten und in bremischen Tageszeitungen. Die taz gefiel den Unternehmern nicht. Wußten die Werbeagenturen von den hervorragenden Mediadaten dieser kleinen Zeitung, ließen sich die Innenstadt-Kaufleute scheint's von Vorurteilen leiten: Flächendeckend werben, nur nicht in der taz gaben sie ihre Devise an die Werbeagenturen weiter.Für das Fernsehen erdachten die Werber einen Zielgruppen-gerechten Spot: Ein Mann erzählt auf Plattdeutsch von den Vorzügen Bremens. Weniger originell spricht derselbe Mensch in zwei weiteren Clips auf sächsisch und als falscher Japaner.

Die Brepark verspricht sich keine Gewinne aus der Aktion. „Wir rechnen mit Einnahmeausfällen“, sagte Peter Rienäcker von der Brepark gestern. Er hat einen langen Atem: Im kommenden Jahr würden dann in der Adventszeit umso mehr Menschen kommen, die in diesem Jahr gesehen haben, wie schön Bremen ist.

Die BSAG weiß aus Erfahrung, daß 58 Prozent der Menschen mit dem ÖPNV zum Weihnachtsbummel aufbrechen. Mit einer Tageskarte für sieben Mark können daher in der Vorweihnachtszeit zwei Erwachsene und zwei Kinder fahren. Das „Bremer Kärtchen“ lohne sich insbesondere für das Park+Ride Angebot, meint Wolfgang Pietsch von der BSAG.

Richtig absahnen werden die Einzelhändler und Kaufhäuser in der Innenstadt. Das zumindest hoffen die 72 Firmen in der „City-Initiative“, die die Aktion angeschoben haben. Seit drei Jahren sinken die Einnahmen der Geschäftsleute. Sie mäkelten gestern erneut an der bislang mangelnden Werbung für „schönste City im Norden“ herum.

ufo