■ Nachgefragt: „Ich kann Hemelinger Empörung verstehen“
taz: Ist der Hemelinger Tunnel jetzt endgültig gestorben?
Christian Weber (SPD-Fraktionsvorsitzender): Ich glaube, daß der CDU-Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer diese Frage im Haus des Bausenators Bernd Schulte sehr gut hat abprüfen lassen. Wenn wir auf den Hemelinger Tunnel verzichten, tun wir das nicht ohne Alternative. Die Stackkamp-Trasse habe ich schon vor zehn Jahren als Sprecher des Hemelinger Beirats favorisiert. Die ist kostengünstig und sie bringt auch einen Autobahnanschluß für das Mercedes-Werk. Insofern begrüße ich es, wenn wir auf den nicht zu finanzierenden Hemelinger Tunnel verzichten und stattdessen die Stackkamp-Trasse bauen.
Ihre Hemelinger Genossen schütteln nur noch den Kopf.
Die Genossen vor Ort mögen mit dem Kopf schütteln, aber damals haben sie auch für die Stackkamp-Trasse gestimmt.
Und können sich jetzt nicht mehr daran erinnern?
Jeder vernünftige Mensch wird doch sagen: wenn wir das jetzt 300 oder 400 Millionen Mark billiger machen können, dann tun wir das natürlich. Wir müssen dann aber auch vertrauensbildende Maßnahmen machen. Wir müssen, wenn wir uns umentscheiden, die Stackkamp-Trasse mit aller Gewalt, mit aller Energie, mit aller Kapazität des Bauressorts von Dr. Schulte vorangetrieben werden, um eine größere Zeitverzögerung zu vermeiden. Das ist der wichtigste Punkt.
Wir Genossen haben doch vor Ort selbst vieles mit dazu beigetragen, daß wir heute zu diesem Stand gekommen sind. Einige Trassenführungen haben wir ja auch selbst verworfen.
Jetzt liegen auf der Stacckamp-Trasse die Bezirkssportanlage, mehrere öffentliche Gebäude, ein Wohngebiet usw.
Das ist falsch. Die Trasse ist frei. Da bin ich erst am Sonntag drübergegangen.
Und der Ortsamtsleiter weiß das nicht?
Doch, der weiß das. Aber er will die Stackkamp-Trasse nicht haben.
Vor Ort sieht es allerdings nach dem zwölften Schwenk in der Hemelinger Verkehrs-Frage aus. Nun müssen die Planungen wieder von vorne beginnen und die Fertigstellung rückt in immer weitere Ferne.
Deswegen kann ich die Empörung vor Ort auch gut nachvollziehen. Wenn man zu einer Entscheidung kommt, muß deshalb alles gebündelt werden, um zu keiner weiteren zeitlichen Verzögerung mehr zu kommen.
War Neumeyers Vorstoß mit Ihnen abgestimmt?
Nein, aber er liegt auf meiner Linie.
Sie haben sich vorab nicht verständigt?
Nein, ich habe nur angeregt, die Stackkamp-Trasse zu prüfen. Wir können doch in dieser dramatischen Haushaltsnotlage 600, 700 Millionen, vielleicht sogar eine Milliarde Mark ausgeben, wenn es Alternativen gibt. Man muß jetzt ertragen können, diese Alternativen noch einmal zu prüfen. Das muß auch der Beirat aushalten, so schwer es zugegebenermaßen ist.
Was versprechen Sie jetzt den Hemelingern? Wann verschwindet der Schwerlastverkehr aus den Wohnstraßen?
In diesem Jahrtausend wird das nicht mehr passieren, aber es wird passieren.
Wann?
Ich bin kein Bauplaner, ich hoffe schnell. Ase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen