Das Portrait
: Mischung aus Belmondo und Gabin

■ Bernard Tapie

Nachdem das „Idol des schnellen Geldes“, wie die Presse ihn in besseren Tagen betitelte, im Sommer dieses Jahres bankrott und aller seiner politischen Ämter beraubt war, bot sich Bernard Tapie die Chance für eine neue Karriere: Regisseur Claude Lelouch bot dem 52jährigen eine Rolle in seinem Film „Männer, Frauen, Gebrauchsanweisungen“ an. Der Regisseur sah in dem bulligen Kaufmann eine „Mischung aus Belmondo und Jean Gabin“. Vielleicht wird sich „Nanard“, wie ihn seine Fans nennen, den Streifen nun im Gefängnis ansehen müssen: Gestern wurde er in zweiter Instanz zu zwei Jahren Haft verurteilt, mindestens acht Monate wird er absitzen müssen. Als Präsident des Fußballklubs Olympique Marseille soll er sich 1993 den Sieg gegen die Mannschaft von US Valenciennes gekauft haben. Nachdem der Betrug ruchbar wurde, mußte der Verein in die zweite Liga absteigen, Tapie wurde jede Betätigung im Fußballverband verboten.

Das Showbusineß hat die abenteuerliche Karriere Tapies stets begleitet, als 29jähriger versuchte er sich nicht ganz erfolglos als Chansonnier, 1986 präsentierte er als TV-Moderator pfiffige Geschäftsideen für junge Leute.

Von denen hat er selbst einige gehabt: als „Sanierungskünstler“ kaufte er in den siebziger Jahren Pleitefirmen für einen Franc und verkaufte sie nach wenigen Jahren mit Gewinn. In den achtziger Jahren besaß er ein Finanz-Hasardeur Bernard TapieFoto: SIPA Press

beeindruckendes Firmenkonglomerat, das bis zu 44 Unternehmen umfaßte.

Auch als Politiker konnte der Schützling François Mitterrands Karriere machen. 1992 brachte er es im sozialistischen Kabinett zum Minister für Stadtentwicklung. Nach 52 Tagen schied er wieder aus, weil eine Anklage wegen Hehlerei und Veruntreuung drohte.

Nach einer gerichtlichen Einigung kam er noch einmal davon. Aber die Neuauflage seiner politischen Karriere mit der Linkspartei „Mouvement des radicaux de gauche“, die bei den Europawahlen 1994 einen beachtlichen Erfolg errang, fand ein rasches Ende. Im Dezember des gleichen Jahres – Tapie stand bei der Staatsbank mit 1,22 Milliarden Franc in der Kreide – erklärte ihn ein Pariser Gericht für „persönlich bankrott“. Politische Mandate und passives Wahlrecht wurden ihm abgesprochen. Kommentar des Finanzhasardeurs: „Wenn man einen Hund töten will, erklärt man ihn für tollwütig.“ Andreas Baum